Erste Bier-Probe für Kompany

von Redaktion

Die Wiesn-Bilanz der Bayern ist ausbaufähig – aber gegen Leverkusen hat man einen Lauf

Prosit: Kompany freut sich auf die Wiesn – aber er muss auch mit seinem Team liefern. © Christina Pahnke / sampics

München – Das Wichtigste vorab: Die Lederhose sitzt, das hat Vincent Kompany schon vor zwei Wochen unter Beweis gestellt. „Das erste Mal“, sagte der Trainer des FC Bayern beim traditionellen Shooting eines Sponsors, habe er „diese schöne Tracht“ an: „Und ich bin schon ganz gespannt auf den Wiesn-Besuch mit dem gesamten Team.“ In der Tat stand das bayerische Dress dem 38-Jährigen prächtig. Ab Samstag 12 Uhr will er es nun mit Leben füllen. Auf der Wiesn – und auf dem Platz.

Kompany ist ein weltoffener Mann, daher kann man ihm abnehmen, wenn er sagt: „Für mich ist eines ganz wichtig: Ich möchte auch die Kultur der Stadt und des Landes kennenlernen, wo ich arbeite.“ Der Nachmittag in Käfers Wiesn-Schänke wird ihm gefallen, er wird aber in den kommenden beiden Wochen mit vier Spielen auch feststellen, dass die Performance auf dem Rasen einen nicht ganz unerheblichen Einfluss auf die Stimmung im Festzelt hat. Es hat beim FC Bayern schon alles gegeben: Ausgelassene Bier-Nachmittage und Saure-Gurken-Gesichter am Biertisch. Legendär: Das Foto der Chefs aus dem Jahr 2022. Nach einer Niederlage gegen Augsburg am Tag zuvor sah man demonstrative Üble-Laune-Mienen von Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic und Julian Nagelsmann. Dessen damals neue Freundin Lena Wurzenberger allerdings grinste freudig in die Kamera.

Alles Vergangenheit, das darf sich auch Kompany denken. Der Belgier startet nach der 9:2-Gala gegen Zagreb und als Bundesliga-Tabellenführer voller Selbstvertrauen in den heißen Herbst. Dennoch werden auch den neuen Trainer in dieser speziellen Zeit in München die eigenen Wiesn-Gesetze einholen. Seit jeher umgibt der Mythos den Verein, bei Heimspielen während der Oktoberfest-Wochen nahezu unschlagbar zu sein. Ein Blick auf die Statistik aber genügt, um ihn zu widerlegen.

Vergleicht man nämlich die Heimspiele während und außerhalb der Wiesn-Zeit, ist die Erfolgsquote außerhalb der beiden letzten September-Wochen höher: 75 Prozent der Heimspiele gewinnen die Bayern, wenn auf der Theresienwiese kein Bier ausgeschenkt wird, nur 65 Prozent, wenn der Zapfhahn in Dauerschleife läuft. Von den vergangenen zehn Wiesn-Heimspielen konnten die Bayern zudem nur fünf gewinnen, zwei gingen verloren. Das letzte 2021, beim 1:2 gegen Frankfurt zum Wiesn-Abschluss.

Damals war auch Nagelsmann in der Verantwortung, der immerhin zwei Wiesn hintereinander am Tisch Platz nehmen durfte. Nach drei Siegen und eben jener Pleite 2021 gelang ihm 2022 nach der Augsburg-Niederlage der wichtige Sieg gegen Leverkusen. Ein deutlich strafferes Programm als nur zwei Partien hatte Thomas Tuchel bei seiner ersten und einzigen Wiesn als Bayern-Trainer. Im Vorjahr blieben die Bayern ungeschlagen: Ein Unentschieden, vier Siege – unter anderem das 7:0 gegen den VfL Bochum.

Kompany muss nun vier Spiele „überstehen“. Dreieinhalb Stunden nach dem Anstich in München wird das Gastspiel in Bremen angepfiffen, in der zweiten Wiesn-Woche steht das Champions-League-Auswärtsspiel bei Aston Villa (2.10.) sowie das Heimspiel gegen Frankfurt (6.10.) an. Highlight aber ist zweifelsohne der Showdown gegen Meister Leverkusen am „Italiener-Wochenende“. Mit ihm steht und fällt die Wiesn-Stimmung beim FC Bayern, so viel ist schon jetzt klar.

Es trifft sich vielleicht ganz gut, dass Bayern immerhin noch nie zur Wiesn-Zeit gegen Leverkusen verloren hat – vier Partien, drei Siege, ein Unentschieden. Beim deutlichen 4:0 2022 allerdings spielte der Rekordmeister Schicksal. Keine zwei Wochen später wurde Gerardo Seoane gefeurt – und Xabi Alonso übernahm. Ein Mann, dem die Lederhosen übrigens auch hervorragend steht.
HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER

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