Happy-End im Seuchenjahr?

von Redaktion

Triathletin Anne Haug plagen vor dem Jahreshöhepunkt Zweifel

Ironman-Siegerin und Podest-Dauergast: Anne Haug. © Pintens/DPA

Nizza – Ein Medaillenabo bei Weltmeisterschaften, erst vor elf Wochen die Weltbestzeit pulverisiert – und doch plagen Anne Haug vor dem Jahreshöhepunkt Zweifel. Deutschlands beste Langstrecken-Triathletin sorgt sich vor der WM-Premiere in Nizza ernsthaft um die Fortsetzung ihrer Podestserie. Denn trotz ihres märchenhaften Auftritts von Roth Anfang Juli lief in dieser Saison wenig nach Plan. „Es war irgendwie ein Seuchenjahr“, haderte die 41-Jährige vor dem Rennen am Sonntag (7.15 Uhr/ZDF).

„Manchmal kommt das Leben einfach dazwischen. Diese Saison war geprägt von einigen Krankheiten, was ich noch nie hatte“, führte Haug im Triathlon-Talk von tri-mag aus. Im Frühjahr musste sie mit einer Virusinfektion gut zwei Monate pausieren, ehe sie sich nach durchwachsenem Comeback auf Lanzarote erst in Roth wieder in der Weltspitze zurückmeldete. Doch im Juli und August musste sie krankheitsbedingt erneut mit dem Training aussetzen, verpatzte die Generalprobe in London.

„Es war eine Achterbahn dieses Jahr. Meine Vorbereitung ist so anders als all die anderen Jahre. Ich weiß nicht, wo ich genau stehe“, sagte Haug. Sie habe lediglich „vier gute“ Trainingswochen vor der Ironman-WM in Nizza gehabt. Ihr mache allerdings Hoffnung, dass es vor Roth ähnlich gewesen sei. Dort hatte die Athletin des LAZ Saarbrücken mit 8:02:38 Stunden die vormals schnellste Zeit auf der Langdistanz von der Schweizerin Daniela Ryf um fast sechs Minuten unterboten.

„In Roth hat alles wie am Schnürchen geklappt. Wenn ich mir ein Rennen hätte malen können, wäre es genauso gewesen“, schwärmte Haug: „Da haben alle 1000 Puzzleteile zusammengepasst. Das war so ein Rennen, das man einmal im Leben hat.“ Danach sei „der Tank komplett leer“ gewesen, das Comeback in London auf der Mitteldistanz mit Platz elf zu früh gekommen. Deshalb seien nach fünf Medaillen bei bislang fünf WM-Starts ihre Erwartungen diesmal gedämpft.

„Ich hoffe, dass ich mich überraschen kann“, betonte die Weltmeisterin von 2019. Die Konkurrenz werde „jedes Jahr besser, die Leistungsdichte immer größer.“ Dennoch gehe sie „natürlich rein und will eine Medaille holen. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich komme nur, um dabei zu sein.“ Mit ihrer Vorgeschichte wäre nach Platz zwei im Vorjahr ein Podestplatz allerdings „ein Riesending und alles andere als selbstverständlich“. Es brauche „einen perfekten Tag“.

Nach der Premiere der Männer im Vorjahr treten nun die Frauen erstmals auf dem anspruchsvollen Kurs an der Cote d‘Azur an, auf der Radstrecke müssen Titelverteidigerin Lucy Charles-Barclay, die Vorjahresdritte Laura Philipp und Co. fast 2500 Höhenmeter zurücklegen. Die Rotation zwischen der Traditionsstrecke auf Hawaii und Nizza finde sie „cool“, so Haug: „Man muss mit jeden Bedingungen zurechtkommen, wenn man oben dabei sein will.“

Und das möchte sie trotz aller Querelen in der Vorbereitung eben auch diesmal und ihre „eigenen Grenzen weiter verschieben“.
SID

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