Stürmisch ins Schicksalsspiel

von Redaktion

Giannikis setzt auf Speed über die Flügel – Galm ein möglicher Nachfolger

Belebt er den Löwen-Angriff? Neuzugang Soichiro Kozuki. © Stefan Matzke

Trainer-Topkandidat: Danny Galm. © IMAGO

München – Ricardo Moniz, heute erfolgreich beim FC Zürich, war der letzte Löwen-Trainer, der seine Lederhose ungetragen mit in die Heimat genommen hat. Der Niederländer, ein gelernter Physiotherapeut, war 2014/15 bei der Wiesn-Einkleidung dabei – doch als die Mannschaft endlich ins Festzelt durfte, war er bereits entlassen. Nach einer 0:1-Niederlage in Sandhausen sah sich Ex-Sportchef Gerhard Poschner gezwungen, bereits vier Tage nach dem „O’zapft is“ die berühmte Reißleine zu ziehen. Moniz (60) hatte zwar zuvor in Kiel (DFB-Pokal) und beim FC St. Pauli gewonnen, bei den aktuellen Erstliga-Aufsteigern, doch sechs Punkte aus sieben Zweitligaspielen waren zu wenig für Poschner und den damals ebenfalls noch Richtung Bundesliga schielenden Altmeister aus Giesing.

Wiederholt sich zehn Jahre später die Geschichte? Bekanntlich ist auch Argirios Giannikis ein Trainer, der wackelt wie ein Tobbogan-Besucher nach der dritten Mass. Am Samstag um 12 Uhr zapft OB Dieter Reiter die 189. Ausgabe des Oktoberfests an – viereinhalb Stunden später muss Giannikis mit dem Tabellenvorletzten auf der Bielefelder Alm ran. Wie alle Neulöwen ist er am 5. September mit einer feschen Wiesn-Tracht ausgestattet worden, doch ob er noch im Amt ist, wenn sich die Mannschaft am 1. Oktober im Hackerzelt zeigt – höchst ungewiss.

Auch wenn keiner der Bosse ein Ultimatum ausgesprochen hat, dürfte Giannikis ziemlich genau wissen, was von ihm erwartet wird. Mit einem Sieg rettet er sich fürs Erste. Auch bei einem Unentschieden bekommt er ziemlich sicher noch das Heimspiel gegen Hannover II (Mittwoch, 19 Uhr). Vielleicht reicht ihm dafür sogar eine knappe Niederlage – je nachdem, wie sich die Mannschaft beim Erfolgsteam von der Alm präsentiert (letzte Niederlage der Arminia: am 4. Mai in Aue). Als gesichert gilt: Die Elf, die Giannikis im schweren Auswärtsspiel auf den Platz schickt, wird ein stark verändertes Gesicht haben. Personell, taktisch – und, wie der Trainer hofft, auch in puncto Einstellung.

Stürmisch ins Schicksalsspiel – getreu diesem Motto hat Giannikis die Löwen seit Dienstag neu ausgerichtet. Nach den Eindrücken der (öffentlichen) Trainingseinheiten setzt er auf fünf neue Spieler, die den Auftrag haben, sich den Bielefelder Pressing-Monstern mutig entgegenzustellen. „Ohne ins Detail zu gehen: Nur mit Verteidigen wirst du in Bielefeld nicht bestehen können“, ahnt der Trainer. Auf den Flügeln sollen Morris Schröter (endlich genesen) und Neuzugang Soichiro Kozuki für Speed und Schwung sorgen. In der Viererkette dürften Florian Bähr und Max Reinthaler das gegen Dresden fehlerhafte Duo Kwadwo/Schifferl ersetzen. Vorne sieht es aus, als erhielte Patrick Hobsch eine Startelf-Chance. Und auf der Sechs, so scheint es, soll Zehner Tunay Deniz neben Thore Jacobsen für einen geordneten Spielaufbau sorgen.

Aber: Gibt’s auf der Alm eine weitere Ergebnis-Sünde, könnte für Giannikis schon am zweiten Tag der Wiesn alles „aus und gar“ sein. Unsere Zeitung kennt den aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge: Danny Galm (38). Der Ex-Coach des SV Sandhausen („Erfolg ist Besessenheit“) gilt als kommunikativ und hat als Jugendtrainer u.a. Maximilian Beier (damals Hoffenheim) und Paul Wanner (damals FC Bayern) geformt. Auch die Wiesn ist kein Neuland für ihn. In der Saison 2001/02 war der Unterfranke Jugendspieler bei 1860 – und später U 19-Coach beim Nachbarverein (2021 – 23).
ULI KELLNER

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