Beliebt: Mick Schumacher. © Flamand/IMAGO
München – Das Erfolgserlebnis kam zum richtigen Zeitpunkt. Mick Schumacher (25) fuhr vor zwei Wochen mit seinem Alpine A424 Hypercar bei den sechs Stunden von Fuji als Dritter nicht nur aufs Podium – der Sohn von Motorsportikone Michael Schumacher schaffte das quasi im Alleingang. Obwohl nur einer von drei Piloten, saß er mehr als die Hälfte des Rennens am Steuer.
Das war Balsam auf seine Seele. Zweimal stand er zuletzt vor einem Formel-1-Comeback, aber Alpine und Williams entschieden sich gegen ihn. Beide Male spielten sportliche Gründe keine Rolle: Bei Alpine gab man Jack Doohan den Vorzug, obwohl Schumi in einer Rennsimulation deutlich schneller war. Der Australier allerdings wird von einer Agentur von Flavio Briatore betreut – der ist seit acht Wochen Chefberater von Alpine. Bei Williams war Teamchef James Vowles geneigt, Schumacher das Cockpit von Logan Sargeant anzuvertrauen. Bis ihm die Investoren klarmachten, er müsse den von Williams geförderten argentinischen Nachwuchspiloten Franco Colapinto nehmen.
Doch noch ist nicht alles verloren. „Ich gebe alles, um zurückzukommen“, sagt Mick unserer Zeitung. Audi sucht für den aufgekauften Rennstall Sauber einen Fahrer neben Nico Hülkenberg (36). „Mick ist auf der Liste,“ sagt Teamchef Mattia Binotto. Problem: Binotto ist gut mit Ex-Haas-Teamchef Günther Steiner befreundet, der keine Gelegenheit auslässt, Schumacher öffentlich schlecht zu machen.
Experten aber sehen die Lage anders als Steiner. Red-Bull-Chefberater Helmut Marko sagte uns „Sportlich hat Mick schon abgeliefert. Bei Haas wurde er von Steiner nicht fair behandelt. Das ist ein Fakt. Aber man hört hinter den Kulissen nur Gutes von ihm. Er hätte ein Comeback absolut verdient.“
2280 Testkilometer absolvierte Schumacher in diesem Jahr für Mercedes, Alpine und McLaren. Dabei hinterließ er bleibenden Eindruck. McLaren-Teamchef Andrea Stella, so wurde „Auto Bild“ überliefert, würde den Deutschen sofort nehmen, hätte er nicht schon zwei Weltklassepiloten langfristig unter Vertrag.
Bottas ist der größte Konkurrent
Größter Konkurrent ums Audi-Cockpit ist Stammfahrer Valtteri Bottas (37). Der Finne ist im Herbst seiner Karriere und „wirkt schon in diesem Jahr unmotiviert“, findet Ex-F1-Fahrer Marc Surer. Und Schumacher? „Der Kerl ist sehr schnell und kann auch super überholen.“
Und nicht nur aus sportlicher Sicht wäre Mick Schumacher ein Gewinn, sagt Dr. Christoph Breuer, Sportökonom an der Sporthochschule Köln, bei Sky: „Man darf auch nicht den Marketingaspekt vergessen. Bei den sozialen Medien ist seine Reichweite beispielsweise doppelt so hoch wie bei Nico Hülkenberg.“ Eine Umfrage der Marketingagentur ONE8Y bestätigt Breuers These: Demnach wünschen sich 78 Prozent der deutschen Fans Mick Schumacher im Audi.
RALF BACH