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FC Bayern: Bisher geht Eberls riskanter Plan auf

von Redaktion

Max Eberl in Bremen. © Jaspersen/dpa

Wenn man die Planung eines Vereins als Pokerspiel betrachtet, ist Max Eberl im Sommer All-In gegangen. Nach den vielen Absagen entschied sich der Sportvorstand für einen jungen Trainer, der mit wenig Erfahrung nach München reiste. Viele Stimmen fragten damals, was sich der Rekordmeister von Vincent Kompany erhofft – schließlich war er gerade erst mit Burnley aus der Premier League abgestiegen. Ein designierter Zweitliga-Coach beim FC Bayern? Und das nach der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren?

Bislang, so klar muss man es sagen, hat sich diese Wahl voll ausgezeichnet. Unter Kompany hat der FCB alle sechs Saisonspiele gewonnen. Nach einem nüchternen, aber erfolgreichen Start im Pokal und der Bundesliga entwickelte sich in der letzten Woche zusätzlich eine Offensiv-Dynamik, die für eine lang vermisste Euphorie sorgt. Für Kompany hätte es dabei kaum besser laufen können. Durch seine vielen Wechsel scheint bisher das gesamte Team zufrieden (Leon Goretzka ausgeklammert), auch die wackelige Abwehr hat sich stabilisiert.

Einen großen Verdienst hat daran jedoch Eberl, der Kompany nicht nur nach München lotste, sondern ihm außerdem großes Vertrauen schenkt. Der Verkauf von Matthijs de Ligt sorgte bei den Fans zunächst für Unverständnis, inzwischen zeigt sich aber immer mehr, warum der Trainer lieber auf Minjae Kim und Dayot Upamecano setzt. Für sein pressing-intensives System braucht er schnelle Innenverteidiger, die potenzielle Konter ablaufen können. Trotz seiner Fehleranfälligkeit ist das Duo dafür besser geeignet als der zweikampfstarke, aber langsamere de Ligt. Hätten die Bayern eines ihrer ersten Spiele verloren und stünde Kompany in der Kritik, wäre dieser Abgang trotzdem zum großen Thema gemacht worden. Und auch Max Eberl hätte man falsche Planung vorgeworfen – sein Schicksal ist schließlich eng mit dem Erfolg des Trainers verknüpft.

Dazu gibt es bisher aber keinen Anlass. Wie krisenfest Kompany und seine neue Spielart sind, zeigt nun das nächste Wochenende. Mit Bayer Leverkusen trifft der FCB dann erstmals auf einen Gegner, der die Mannschaft richtig fordert. Bis zu diesem Härtetest kann man Kompany und die Bayern aktuell jedoch nur loben – und darf dabei Eberl nicht vergessen.

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