Gute Laune bei den Bayern – kein Wunder nach der Fünf-Tore-Gala gegen Bremen. © Heimken/AFP
Bremen/München – Knappe 15 Minuten mussten die Fans vor dem Käfer-Zelt warten, dann kam der FC Bayern endlich an: Mit leichter Verspätung startete der Rekordmeister seinen traditionellen Wiesn-Besuch am Sonntagmittag um 13.15 Uhr, aufgrund der aktuellen Form hätten den meisten Fans aber wohl auch mehrere Stunden Wartezeit nicht die gute Laune verdorben.
Schließlich ist nicht nur der frühe Zeitpunkt des gemeinsamen Oktoberfest-Essens ungewöhnlich (schon einen Tag nach Anstich), eine derart ausgelassene Stimmung gab es in den vergangenen Jahren ebenfalls selten. Ganze 20 Tore hat der FC Bayern in der letzten Woche erzielt und damit nicht nur den Rekord aus dem Jahr 2021/22 unter Julian Nagelsmann eingestellt, durch das 5:0 (2:0) gegen Bremen am Samstag grüßt der FC Bayern aktuell als Tabellenführer in der Bundesliga und der neu formierten Champions-League-Tabelle von der Spitze. Als erst dritter Bayern-Trainer in diesem Jahrtausend (!) hat Vincent Kompany seine ersten vier Ligaspiele gewonnen, die derzeitigen 29 Tore nach sechs Pflichtspielen sind sogar ein neuer Rekord in der gesamtem FCB-Historie. Der FC Bayern ballert sich in Wiesn-Stimmung!
Doch woher kommt die neue Offensivpower, die in Bremen für den dritten Kantersieg innerhalb von acht Tagen sorgte? „Es war unser bestes Spiel bisher. Wir waren auf einem Top-Level und wollten jeden Ball zurückgewinnen“, sagte Harry Kane nach Abpfiff in Bremen. „Sogar die Spieler, die von der Bank kommen, haben einen unfassbaren Tor-Hunger!“ Nachdem Michael Olise (Doppelpack), Jamal Musiala und Kane je einmal trafen, netzte auch Joker Serge Gnabry ein und erzielte den 5:0-Endstand im Weserstadion. Dabei harmonierten nicht nur die vier Angreifer hervorragend, auch die ebenfalls eingewechselten Leroy Sané und Thomas Müller fügten sich blendend ins Offensivspiel ein. „Jeder im Sturm weiß, dass er von den anderen Chancen aufgelegt bekommt“, beschrieb Kane die neue Leichtigkeit im Angriff.
Für Musiala war die „hohe Qualität vorne“ ausschlaggebend, Max Eberl lobte wiederum die Einstellung des Teams: „Es ist einfach die Lust, die wir haben“, sagte der Sportvorstand. „Wir haben Jungs, die zocken wollen! Wir spielen Fußball, um Tore zu schießen – und das gilt sogar für unsere Einwechselspieler.“ Nach der Wiesn-Party folgt am Montag die – hoffentlich nicht allzu verkaterte – Vorbereitung auf das Top-Spiel am Samstag gegen Leverkusen (18.30 Uhr/Sky). Zwar gab Kompany seinen Spielern bereits im Vorfeld die Erlaubnis, zur Feier des Tages ein paar Mass zu trinken, gleichwohl forderte er aber vom gesamten Kader, fit für das Training am Wochenstart zu sein.
Mit welchen Mitteln er den deutschen Meister schlagen will, wollte Kompany am Samstag noch nicht verraten. Für Musiala war klar, dass sein Coach ohnehin „nicht viel verändern“ müsse. Ähnlich selbstbewusst zeigte sich Eberl: „Wenn du so konzentriert verteidigst, dann hat es jeder Gegner schwer. Das wird der erste richtige Gradmesser!“ Die Partie wird zeigen, wo der FCB um seine Super-Offensive tatsächlich steht – am Sonntag durften sich die Spieler aber erstmal zwischen Bier und Braten feiern.
VINZENT TSCHIRPKE