Neue Nummer eins gesucht

von Redaktion

Vakanz im DFB-Tor: Pechvogel ter Stegen fehlt bis Saisonende

Bleibt DFB-Rentner: Manuel Neuer. © IMAGO

In Stuttgart stark: Alexander Nübel. © IMAGO

Momente, die beim Zusehen wehtun: Marc-Andre ter Stegen verletzte sich am Sonntagabend schwer. Das rechte Knie war so kaputt, dass er in der Trage vom Feld musste. © IMAGO

München/Barcelona – Als Marc-Andre ter Stegen in Villarreal weinend vom Platz gebracht und später im Rollstuhl aus dem Krankenhaus Vithas Castellón gefahren wurde, war Manuel Neuer noch in Wiesn-Stimmung. Der Teamnachmittag des FC Bayern war ein fröhlicher Anlass, an dem das Handy auch mal in der Lederhosen-Tasche bleiben durfte. Trotzdem erreichte auch die langjährige Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft am Abend die bittere Kunde aus Spanien, die seinen Nachfolger betraf. Ter Stegen hat sich beim 5:1 in Villarreal wohl einen Meniskusriss im rechten Knie zugezogen und wurde am Montag operiert. Heißt übersetzt wohl: Saisonende für den 32-Jährigen – keinen Monat, nachdem er offiziell von Julian Nagelsmann zum ersten deutschen Keeper ernannt worden war.

„Die Nachricht von Marcs Verletzung war ein großer Schock für uns. Er wird uns in der Nationalmannschaft auf und neben dem Platz sehr fehlen“, sagte Julian Nagelsmann am Montag und versicherte: „Wir werden auf seinem Weg zurück immer für ihn da sein.“ Auch der Bundestrainer hatte zugesehen, als ter Stegen bei einer Abwehraktion im Anschluss an eine Ecke des Gegners auf dem rechten Knie aufgekommen und direkt zu Boden gefallen war. Auf einer Trage wurde der Keeper vom Feld gebracht, mit Tränen in den Augen und immer wieder Händen vor dem Gesicht. Er ahnte in diesem Moment schon, was später traurige Gewissheit wurde – und für Mitleid aus der gesamten Fußballwelt sorgte.

Sogar Kollege Thibaut Courtois von Barcelonas Erzrivale Real Madrid litt mit. „Es tut mir leid für die Verletzung“, schrieb der Belgier auf X. „Es hat mir sehr weh getan, dich so vom Feld gehen zu sehen. Ich hoffe, dass du dich bald erholen kannst und wir dich wieder im Tor sehen.“ Ähnlich denken viele – auch Neuer, der allerdings von einem öffentlichen Statement absah. Schon die Beförderung ter Stegens hatte der 38-Jährige unkommentiert gelassen, so hält er es auch diesmal. Was nicht heißt, dass ihm das Schicksal seines langjährigen Vertreters nicht nahegeht. Trotzdem wird sie ihn – Stand gestern – nicht in seiner eigenen Entscheidung zum Karriereende in der Nationalmannschaft beeinflussen. Wie unsere Zeitung erfuhr, bleibt Neuer bei seiner Entscheidung. Die Lücke, die ter Stegen hinterlässt, müssen andere schließen.

Nagelsmann ist ab sofort zum Umdenken gezwungen. Schon in gut zwei Wochen (11. Oktober gegen Bosnien-Herzegowina, 14. Oktober in München gegen die Niederlande) stehen die nächsten beiden Nations-League-Partien an. Auch Kevin Trapp wird wohl nicht zur Verfügung stehen, der Frankfurter hat sich vergangene Woche am Oberschenkel verletzt. Weil Bernd Leno (FC Fulham) zudem schon seit Anfang des Jahres nicht mehr nominiert wurde, stehen vor allem Alexander Nübel (VfB Stuttgart) und Oliver Baumann (TSG Hoffenheim) im Fokus. Das Kuriose an der Sache: Beide warten noch auf ihren ersten Einsatz im DFB-Dress.

Während Baumann schon seit Jahren als dritter Keeper dabei ist, wäre das Vertrauen in Nübel ein Invest in die Zukunft. Nagelsmann schätzt den 27-Jährigen, der zwar immer mal wieder kleine Böcke einbaut, zuletzt beim 5:1 des VfB gegen Dortmund aber wieder enorm stark war. Die Stimmen aus Stuttgart, Nübel auch beim DFB zu befördern, waren schon vor der EM laut geworden. Passiert es jetzt, wird man auch beim FC Bayern gerne zusehen. Denn in München ist Nübel designierter Neuer-Nachfolger.

Noch allerdings will es der „GOAT“ selbst wissen. Am Samstag gegen Leverkusen zum Beispiel. Nach unseren Informationen sollen die Oberschenkel-Schmerzen, die aus dem Rücken kommen, bis dahin vollständig auskuriert sein.
HANNA RAIF

Artikel 5 von 11