„Nübel? Warum nicht!“

von Redaktion

Nach Ter-Stegen-Verletzung: Andreas Köpke ordnet DFB-Situation ein

„Ich würde ihn nicht abschreiben“: Leno spielt bei Fulham in der Premier League. © IMAGO

„Habe ihm eine Sprachnachricht geschickt“: Köpke und Ter Stegen schätzen sich aus DFB-Zeiten. © Imago

Fliegt er ins DFB-Tor? Alexander Nübel überzeugt in Stuttgart und kann sich in der Champions League beweisen. © IMAGO

München – Diese Bilder taten schon beim Hinsehen weh. Marc-André ter Stegen zog sich beim 5:1 des FC Barcelona am Sonntagabend bei Villarreal einen Riss der Patellasehne im rechten Knie zu. Der DFB-Torhüter kam bei einer Abwehraktion im Anschluss an eine Ecke des Gegners kurz vor der Pause auf dem rechten Bein auf und fiel sofort auf den Rasen.

„Ich habe mir die Szene im Fernsehen angeschaut. Ich habe gesehen, wie er geschrien hat und welche Schmerzen er hatte. Diese Verletzung ist sehr tragisch und berührt mich selbst. Gerade jetzt, wo er die Nummer eins bei der deutschen Nationalmannschaft ist. So brutal kann der Sport sein“, sagt Andreas Köpke (62) unserer Zeitung.

Der frühere Spitzen-Keeper war zwischen Oktober 2004 und Juli 2021 Torwart-Trainer der deutschen Nationalmannschaft mit dem Weltmeister-Titel 2014 als absoluten Höhepunkt. Ter Stegen kennt er bestens, beide sind nach wie vor in Kontakt. Auch nach der schweren Verletzung meldete sich Köpke beim Barca-Kapitän.

„Ich habe ihm eine Sprachnachricht geschickt und probiert, ihm etwas Mut zu machen. Ich habe gar nicht versucht, ihn anzurufen. Solche Verletzungen macht man mit sich selbst aus“, so Köpke. „Wichtig ist, dass man in diesen Momenten Familie und Freunde hat, die einem den Rücken stärken. Er muss die Situation für sich selbst erst mal verarbeiten. Dann muss man in die Trotzphase kommen und sich selbst sagen: ‚Jetzt greifen wir wieder voll an. Ich möchte wieder so schnell wie möglich fit werden.‘ Ich drücke ihm dabei fest die Daumen.“

Ter Stegen, der sich schon 2020 und 2021 einer Patellasehnen-OP in besagtem rechten Knie unterziehen musste, wurde am Montag erfolgreich operiert. Im Gespräch ist eine Ausfallzeit von acht Monaten. Köpke: „Die Verletzung setzt ihn keine zwei Jahre außer Gefecht. So wie es aussieht, wird er diese Saison nicht mehr spielen. Aber danach hätte er eine ganze Spielzeit, um sich auf die WM 2026 vorzubereiten. Sollte er bis dahin wieder fit sein, dann sollte man ihm die Chance, beim Turnier die Nummer eins zu sein, auf jeden Fall geben. So hat man es bei Manuel Neuer und seinen Verletzungen auch immer gemacht.“

Die große Frage: Wer ersetzt ter Stegen nun zwischenzeitlich im DFB-Tor? Erst Ende August gab Bayern-Torwart Manuel Neuer seinen Nationalmannschaftsrücktritt bekannt. „Die Frage ist, ob man nun einen jungen Torhüter reinschmeißt. Da würde für mich im Moment nur Alexander Nübel in Frage kommen. Er spielt mit dem VfB Stuttgart in der Champions League“, meint Köpke. „Jetzt wäre die Chance da, um etwas auszuprobieren. Richtung WM-Qualifikation geht es darum, die bestmögliche Lösung zu finden.“

Köpke bringt Leno ins Spiel

Falls Bundestrainer Julian Nagelsmann lieber auf Erfahrung setzen möchte, käme für Köpke auch Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim infrage: „Er war immer dabei, er hätte auch mal Einsätze verdient. Ähnliches trifft auf Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt zu. Die Kritik, die er in der letzten Saison bekommen hat, ist für mich völlig unverständlich.“

Zudem hätte Köpke einen Torhüter auf dem Zettel, der ebenfalls bereits DFB-Erfahrung hat und unter dem Radar fliegt: „Ich würde auch Bernd Leno nicht abschreiben. Er spielt in der Premier League und war mit Fulham immer knapp an der Qualifikation für die europäischen Wettbewerbe dran.“
PHILIPP KESSLER

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