Serviert Giannikis die ersten Heimpunkte?

von Redaktion

So will 1860 Schlusslicht Hannover schlagen: Pragmatische Fußballkost statt „Drei-Gänge-Menü“

Die Laune ist wieder besser: 1860-Coach Giannikis. © IMAGO

München – Was ein Sonntagsschuss aus 60 Metern bewirken kann! Dank Thore Jacobsen hat sich die Lage beim TSV 1860 spürbar entspannt – in der Tabelle (Platz 14), aber auch atmosphärisch (lachende Gesichter) und bei der Gewichtung der Themen. Siehe gestern: Plötzlich war die neue Löwen-App in aller Munde und nicht mehr der drohende Abstiegskampf. Seit Dienstag, 12 Uhr, können sich 1860-Fans noch schnellere Vereins-Infos auf ihr Smartphone holen, am Glücksrad drehen und virtuelle Treuepunkte sammeln. Hätte das irgendeinen Fan gejuckt, wenn die Löwen in Bielefeld erneut auf die Mütze bekommen hätten?

Jacobsen hat die dunklen Wolken verjagt – sein Kunstschuss aus der eigenen Hälfte hat die Wirkung eines Antidepressivums, abzulesen am Gesamtauftritt des Trainers. Eben noch angezählt, unsicher, auf der PK vor Bielefeld mit nuscheligen Sätzen, die ihn in so manche rhetorische Sackgasse führten. Gestern dagegen, auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Hannover II (Mittwoch, 19 Uhr) – da hatte auch Giannikis seinen Jacobsen-Moment. Ansatzlos haute er einen Satz raus, wie man ihn in neun Monaten bei 1860 nie gehört hat – ein Sprachbild vom Feinsten. Um die pragmatische Spielweise seiner Mannschaft auf der Alm zu rechtfertigen, verglich sich der 1860-Coach mit einem Schiffskoch, der die erlesenen Zutaten im Regal ließ, um die Nahrungsaufnahme den Gegebenheiten anzupassen: „Wenn du auf See bist und es ist stürmisch, dann kannst du kein Drei-Gang-Menü servieren“, metapherte Giannikis: „Sonderm dann musst du schnell essen, damit es weitergeht – und genau das hat die Mannschaft gemacht.“

Um im Bild zu bleiben: Erst mal ’ne sättigende Currywurst, um den (Punkte-)Hunger zu stillen. Crème fraîche und Rote-Beete-Jus kommen dann zum Einsatz, wenn der Rahmen dafür gegeben ist – zum Beispiel, wenn sich das neue Team in schönere Regionen der Tabelle vorgearbeitet hat. Auch das ist neu: Giannikis teilt die Saison taktisch geschickt in mundgerechte Häppchen ein. „Man muss differenzieren“, sagte er: „Die ersten drei Spiele haben wir verloren, aber aus den nächsten drei Spielen – gegen Ingolstadt, Dresden und Bielefeld, allesamt starke Gegner – da haben wir sechs Punkte geholt.“ Als Nächstes wartet der Dreierpack Hannover, Dortmund (Samstag, 14 Uhr) und Wiesbaden – mit folgendem Lernziel: „Mehr offensive Momente generieren“ – ohne das defensive Fundament zum Einsturz zu bringen.

Den Aufsteiger vom Tabellenende, mahnt Giannikis, dürfe dabei keiner auf die leichte Schulter nehmen, schließlich haben die Niedersachsen ihre gesamten vier Punkte auswärts geholt. „Wir sind gewarnt. Wer in Sandhausen gewinnt, kann jede Mannschaft schlagen. Wir sind nicht in der Lage, irgendeinen Gegner zu unterschätzen. Wir müssen weiterhin viel Fleiß und Intensität an den Tag legen.“ Andeutungen zufolge will er der Siegerelf von Bielefeld erneut das Vertrauen schenken. Erfreulich für den Coach: Weiterhin sind alle Profis fit und einsatzfähig. Auch Tim Danhof ist nach seiner Fußprellung wieder im Training, kommt aber noch nicht für den Spieltagskader in Frage.

Und was hält Giannikis von der neuen Löwen-App? „Tatsächlich hatte ich in der Englischen Woche noch keine Zeit, sie runterzuladen, aber das werde ich nachholen“, sagte er. Glücksrad-Punkte sind gerade nicht sein Thema – fürs Erste würden ihm die drei Heimpunkte aus dem Spiel gegen Hannover reichen.
ULI KELLNER

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