ZUM TAGE

Warum die Berlin-Auftritte?

von Redaktion

Zverevs gesundheitliche Probleme

Alexander Zverev hat sich regelrecht geschunden die vergangenen Tage. Trotz Fieber und Husten hat sich Deutschlands bester Tennisspieler beim Laver Cup – einem reinen Showturnier, das dieses Jahr in Berlin ausgetragen wurde – über den Platz geschleppt. Und dabei womöglich sogar gesundheitliche Folgen riskiert. Denn so ganz genau weiß niemand, wie es um den Hamburger steht, auch weil er selbst und insbesondere sein Umfeld ein großes Geheimnis darum macht.

Natürlich ist seine Gesundheit Privatsache und daher ist es auch sein gutes Recht, darüber zu schweigen. Aber dass er trotz der Probleme angetreten ist, passt nicht zu seiner einige Tage zuvor geäußerten (und berechtigten) Kritik am irre engen Kalender des Männer-Weltverbands ATP und den Belastungsfolgen für die Spieler. Klar ist es anstrengend, das ganze Jahr zwischen den Kontinenten und Zeitzonen hin und her zu jetten und sich zwischendrin kräftezehrende und stundenlange Duelle zu liefern. Aber warum verzichtet Zverev dann in so einem Fall nicht auf einige seiner Berlin-Auftritte? Aus Pflichtgefühl, das „deutsche Gesicht“ zu geben? Mit Jan-Lennard Struff wäre ein DTB-Kollege als Ersatzmann vor Ort gewesen. Oder um nicht vertragsbrüchig zu werden und dadurch die geheim gehaltene Antrittsprämie zu verlieren? Dann wäre ihm Geld wichtiger als seine Gesundheit.

Weltranglistenpunkte können es nicht sein, denn die gibt es beim Laver Cup nicht zu gewinnen. Im normalen Turnierkalender könnte er bei seinen ambitionierten Zielen – noch immer jagt der 27-Jährige seinen ersten Grand-Slam-Sieg – nicht auf sie verzichten, deswegen wäre ein Boykott keine Option, argumentierte Zverev. Aus Sportlersicht nachvollziehbar. Auf der anderen Seite: Was würden Frauen wohl heute im Tennis verdienen, hätten neun Topspielerinnen, angeführt von Titelverteidigerin Billie Jean King, 1973 nicht angedroht, die US Open zu boykottieren?

Geschlossenheit ist womöglich das Zauberwort. Das Programm würde die Spieler „umbringen“, klagte Carlos Alcaraz, die Nummer drei der Welt, in Berlin. Die Nummer eins, der Italiener Jannik Sinner, hatte aus diesem Grund zuletzt, wie Zverev auch, auf den in Asien ausgetragenen Davis Cup verzichtet. Zverev ist aktuell der Drittbeste. Und er sitzt seit Jahresanfang im elfköpfigen Player Council, dem Spielerbeirat der ATP. Vielleicht sollten sich drei unterhalten.

Artikel 6 von 11