„Ich denke, es geht 2:2 aus“

von Redaktion

Legende Jorginho freut sich auf das Topspiel – vor allem Wirtz und Musiala

Jorginho spielte von 1992 bis 1995 für Bayern. © Schatz

Gute alte Bekannte: Jorginho besuchte im Herbst 2023 Jupp Heynckes. © Instagram

München – Er war der erste Weltklasse-Brasilianer des FC Bayern – und kam von Bayer Leverkusen. Jorginho (60) ist den Fußball-Fans in Deutschland nach wie vor ein Begriff. Heute ist der Weltmeister von 1994 Trainer beim brasilianischen Zweitligisten Coritiba und kämpft um den Aufstieg. Das Interview mit dem früheren Rechtsverteidiger über das Topspiel am Samstag (18.30 Uhr) seiner Ex-Clubs.

Jorginho, der FC Bayern oder Bayer Leverkusen – wer gewinnt das Bundesliga-Topspiel?

Früher konnte man im Vorhinein oft sagen, der FC Bayern gewinnt. Aber das geht heutzutage nicht mehr. Leverkusen hat einen sehr guten Kader. Sie haben top Spieler und einen super Trainer. Ihre vergangene Saison war toll. Sie sind nach wie vor sehr gut organisiert, zudem kämpfen sie bis zum Schluss. Aber der FC Bayern ist aktuell besser drauf als Leverkusen. Ich denke, es geht 2:2 aus.

Sind Sie überrascht, dass die Bayern unter dem neuen Trainer Vincent Kompany so gut in die Saison gestartet sind?

Man kann seine Fähigkeiten noch nicht wirklich einschätzen. Aber die ersten vier Spiele waren sehr gut, die Mannschaft ist super in die Saison gestartet. Bei einem Konkurrenten wie Leverkusen ist es aber nicht so einfach, ganz oben in der Tabelle zu bleiben.

Wie finden Sie Leverkusen-Coach Xabi Alonso?

Xabi ist super. Er hat als Spieler bereits tolle Trainer gehabt, von ihnen konnte er viel lernen. Nun gibt er seine Erfahrung und sein Wissen weiter. Ich war letztes Jahr im Herbst bei ihm. Alles, was ich von seiner Arbeit gesehen habe, war toll. Natürlich hat er viele gute Spieler. Aber er weiß auch genau, wie er sie noch besser machen kann. Er macht eine tolle Arbeit. Bei meinem Besuch habe ich ihm gesagt, ich komme im Mai wieder und dann feiern wir zusammen.

Er hat Leverkusen in der vergangenen Saison zum ersten Meistertitel geführt und den FC Bayern nach elf Jahren in Serie vom Liga-Thron gestoßen.

Die Bundesliga war schon ein bisschen langweilig. Zwar habe ich mich sehr gefreut, dass ich ein paar Mal als Legende zur Meisterfeier eingeladen wurde. Aber für den deutschen Fußball war diese Dominanz nicht gut. Ich bin glücklich, dass Leverkusen zum ersten Mal Meister geworden ist.

Welche Stars von Leverkusen und Bayern finden Sie besonders gut?

Musiala und Wirtz natürlich. Sie sind ganz besondere Spieler. Ich finde aber auch Frimpong super. Er spielt eine ähnliche Position wie ich früher. Ich habe mit ihm letztes Jahr gesprochen und ihm ein paar Tipps gegeben. Eine gute Unterfhaltung.

1989 sind Sie von Flamengo nach Leverkusen gewechselt. Wie kam es dazu?

Reiner Calmund, der sehr besonders für mich war, ist mit Michael Meier und Jürgen Gelsdorf nach Brasilien geflogen. Sie wollten Mittelfeldspieler Bernardo von Sao Paulo holen und im Zuge dessen ein Spiel der Nationalmannschaft anschauen. Ich war Kapitän und Rechtsverteidiger der Selecao. Gelsdorf hat gesagt: ‚Ich will Bernardo nicht mehr, sondern Jorginho. Und er wird für uns als Mittelfeldspieler spielen.‘ So kam es auch. Das war ganz gut für mich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich auf der Position so schnell so gut spiele. Aber ich war immer ein guter Techniker und auch ein harter Kämpfer. Das hat super zu Leverkusen gepasst. Es war eine tolle Zeit.

1992 sind Sie zum FC Bayern gewechselt.

Ich hatte während meiner Zeit in Leverkusen auch die Möglichkeit, zu Inter Mailand zu wechseln. Aber der Verein hat mich nicht freigegeben. Dann bin ich zu Bayern gegangen. Uli Hoeneß hat mich geholt. Ich war ganz gut im Mittelfeld. Aber er hat mich gefragt, ob ich wieder als Außenverteidiger spielen könnte. Kein Problem, habe ich gesagt. Beim FC Bayern hatte ich die große Chance, Meister zu werden. 1994 haben wir dann die Schale gewonnen.

In München war auch Franz Beckenbauer Ihr Trainer. Wie war er?

Als ich Jupp Heynckes im Herbst 2023 besucht habe, wollte ich auch bei Franz vorbeischauen. Aber Jupp hat gesagt, keine Chance. Es ist sehr schade, dass Franz gestorben ist. Ich werde ihn immer im Herzen tragen. Er war sehr besonders für mich. Er hat unseren Fußball beim FC Bayern total verändert. Ich habe viel gelernt von ihm. Er war so umgänglich, seine Taktik war so einfach zu verstehen. Wir sind Freunde geworden.


INTERVIEW: PHILIPP KESSLER

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