Die Lebensversicherung: Devin Booker. © IMAGO
München – Gut eine Sekunde vor Schluss hatte Nick Weiler-Babb einen letzten Geistesblitz. Elf Korbvorlagen hatte der Deutsch-Amerikaner bis dahin schon angesammelt. Es sollte eine zwölfte werden. Weiler-Babb fand Devin Booker und der wuchtige Center schubste den Ball durch die Reuse. 81:80 – am Ende verdichtete sich alles auf diese eine Szene, dass die Bayern-Basketballer gegen die Hamburg Towers nicht einen weiteren Tiefschlag kassierten.
Trainer Gordon Herbert war entsprechend nur mäßig zufrieden. „Das war ein Sieg des Willens und der Arbeit“, sagte er, „aber wir müssen besser Basketball spielen.“
Dabei hatte es zunächst ganz anders ausgesehen. Eher so, als würden die Bayern alles wettmachen wollen, was sie am ersten BBL-Wochenende versäumt hatten. Vladimir Lucic und Kollegen starteten defensiv bissig, nach vorne konsequent. Schon nach wenigen Minuten hatten sie acht Punkte zwischen sich und die Towers gelegt (11:3). Auf ungefähr so ein Erweckungserlebnis hatte Trainer Gordon Herbert ja gehofft mit Blick auf die Dinge die nun auf dem Spielplan stehen.
Doch es bleibt Fakt. Diese Bayern, die aus familiären Gründen auf Kevin Yebo verzichten mussten, sind ein noch fragiles Konstrukt, das in der Entwicklung ist. Die Abläufe sind in allen Mannschaftsteilen noch nicht eingeschliffen. Schon Ludwigsburg in der vergangenen Woche hatte gezeigt, dass man die Münchner mit Intensität zu Fehlern zwingen kann. Und so hielten es auch die, in ordentlicher Frühform spielenden Hamburger.
Und so entstand ein Spiel, dass die Bayern gerne vermieden hätten. Eng, auf Messers Schneide. Da konnte auch Jo Voigtmann nichts daran ändern, dem es nach seiner Fußverletzung merklich noch an Praxis fehlt.
In der vergangenen Saison konnten die Münchner in solchen Momenten ja oft zumindest auf Carsen Edwards oder Andi Obst bauen. Die besten Schützen eben, die oft übernahmen, wenn es spielerisch nicht reichte. Doch Obst rieb sich einmal mehr in Defensivaufgaben auf und kam immerhin noch auf 10 Punkte. Edwards dagegen ist noch weit weg von dem heißen Händchen, das ihn im letzten Jahr zum Final-MVP machte.
Aber die Bayern hatten sie ja, die Akteure, die in die Bresche sprangen um zumindest den zweiten Totalausrutscher zu vermeiden. Nick Weiler-Babb als Regisseur, Vladimir Lucic und Devin Booker als Vollstrecker. Das Trio hievte sein Team in der dramatischen Endphase praktisch im Alleingang zum Sieg. Weiler-Babb hakte die Sache schnell ab: „An solchen Tagen musst vor allem einen Weg finden, zu gewinnen.“
RP