Laute Boxen, stille Menschen

von Redaktion

Neue Location SAP Garden wartet aufs erste richtige Spiel – 6:2 in Straubing

Das Eröffnungsbully mit Ex-Trainer Don Jackson und Stargast Armand Duplantis, Olympiasieger in Stabhochsprung.

Der neue Arbeitsplatz: EHC-Torwart Mathias Niederberger muss nun in einer großen Halle mit vielen Lichtern die gegnerischen Schüsse abwehren. © Red Bull/City-Press

München – Dominik Bittner, der Verteidiger, konnte nicht mitspielen. Er war neulich auf die Schulter gefallen, im Training ist er zwar schon wieder dabei, aber in einem roten Trikot, das den anderen signalisiert: Kein Körperspiel. Das Grand Opening seiner Kollegen vom EHC Red Bull München erlebte er somit aus der Zuschauerperspektive. Aus der konnte er sich ein objektives Urteil bilden. Der Gegner, das NHL-Team der Buffalo Sabres, komme „aus einer anderen Welt, beeindruckend sei, „wie schnell sie mental sind“. Die Münchner hatten sich vorgenommen, „mutig zu sein, teilweise hat das geklappt“. Doch das Ergebnis gab die Kräfteverhältnisse wider: 5:0 gewann Buffalo um den Münchner Buben JJ Peterka, der das Tor zum Endstand erzielte.

Von einem Sieg in diesem der NHL-Reihe „Global Series“ zugerechneten Freundschaftsspiel war beim EHC ohnehin niemand ernsthaft ausgegangen, es galt, sich gut zu verkaufen, und es ging ja vor allem um eine feierliche Einweihung der Halle, des SAP Garden. Klar, ein Münchner Tor wäre nett gewesen, dann hätte die Kundschaft auch erfahren, wie sich die Tormusik des Gastgebers angehört hätte. So gab es halt fünfmal „Völlig losgelöst“ für die Sabres.

Manager Christian Winkler war am Freitag, dem großen Tag, „um 3.30 Uhr aufgewacht“, er konnte nicht mehr einschlafen vor Erwartung und Neugier, wie sich Eishockey an der neuen Wirkungsstätte anfühlen würde. „Die Vollendung“ war für Urgestein Winkler, seit über zwanzig Jahren in der Organisation tätig, das Eröffnungsbully durch den langjährigen Trainer Don Jackson. Da wurde es in der Arena auch von den Rängen her laut – ansonsten, das muss man sagen, plätscherte der Abend, was die Interaktion mit dem Geschehen auf dem Eis betraf, eher still dahin. Nach der Drittelpause füllten sich die teureren Plätze nur langsam wieder (wie beim FC Bayern in der Allianz Arena: man isst erst mal zu Ende). Das dröhnende Rahmenprogramm über den Videowürfel (mit hohem Anteil an Produktwerbung) und die LED-Banden bot nichts, was ein Eishockeyerlebnis schaffen würde, das es in den modernen Hallen des Planeten nicht längst gibt. Nur jetzt halt in größerem, bequemeren, bunteren Rahmen.

In der Olympia-Eishalle war es bei manchen Spielen so, dass tausend Fans tapfer anfeuerten und 4000 weitere Zuschauende schwiegen. Nun ist der harte Kern laut und 9000 Menschen still. Der junge Torhüter Simon Wolf, der im letzten Drittel von Mathias Niederberger übernehmen durfte und seine 20 Minuten gegen Buffalo als „Megaerlebnis“ bewertete, befand, „dass weniger die Red-Bull-Fans- als neutrale Eishockeyfans da waren“. Einen Gäste-Fanblock gab es gar nicht, das wird sich ja schnell ändern, wenn diese Woche die DEL-Heimspiele in München anlaufen: am Mittwoch Wolfsburg, am Freitag Berlin, am Sonntag Köln.

Die Münchner glauben an das Potenzial des Garden. „Wenn 10000 Leute an einem Strang ziehen, dann kann er ein ganz schönes Volumen entwickeln“, sagt Kapitän Patrick Hager. In den letzten beiden Minuten wird traditionell aufgestanden und geklatscht. Was die Optik betrifft, war Routinier Hager angetan: „In der alten Halle waren unsere Fans auf drei Ecken verteilt, jetzt gibt es einen großen Pulk.“

„Wir gehen mit breiter Brust in den Alltag“, meinte Hager. DEL war am Sonntag angesagt, in Straubing am Pulverturm, einem klassischen Eisstadion. München gewann 6:2 (2:1, 2:1, 2:0). „Wir haben vom Freitag gelernt“, sagte Tiro Hirose, doppelter Torschütze.
GÜNTER KLEIN

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