D‘avie, hier mit Lisa Müller, wird jetzt auch von Isabell Werth geritten. © Instagram
2019 in Stuttgart: Isabell Werth und Thomas Müller. © Gollnow/dpa
Rheinberg – Nach dem Kauf geriet Thomas Müller ins Schwärmen und glänzte mit pferdesportlichem Fachvokabular. Das Dressurpferd D’avie habe ihn und seine Frau Lisa „von den Socken gehauen“, lobte der Profi-Fußballer: „Besonders hervorsticht seine auffällige Galoppade und sein überragendes Hinterbein.“ Den zweimaligen Weltmeister der jungen Pferde transferierten die Müllers von Dänemark nach Deutschland und sorgten für hochtrabende Hoffnungen – doch der Erfolg blieb bisher aus.
Jetzt soll Isabell Werth helfen. Die erfolgreichste Reiterin der Welt ist schön länger Trainerin von Lisa Müller, am Wochenende aber schwang sich die achtmalige Olympiasiegerin beim Turnier in Hagen bei Osnabrück auch selber in den Sattel des hoch veranlagten Pferdes und ritt zwei Prüfungen. „Wir haben schon länger darüber diskutiert, ob das sinnvoll ist“, sagte Werth: „Man kann besser Tipps geben, wenn man selber das eine oder andere Mal geritten ist.“
Pferd ist einige Millionen Euro wert
Als die Müllers D’avie kauften und im Januar 2021 beim Welterverband FEI auf ihre Namen eintragen ließen, kommentierte Bundestrainerin Monica Thoeodrescu: „Sie haben ordentlich investiert.“ Der Wert des Pferdes wurde auf einige Millionen Euro geschätzt, denn es war 2018 und 2019 in seiner Altersklasse Weltmeister der Jungen Pferde. Und die Bundestrainerin sagte: „Man muss ihnen Zeit geben.“
Die Hoffnungen waren jedenfalls sehr groß, zumal Lisa Müller zwei Jahre zuvor für Aufsehen gesorgt und beim Weltcup-Turnier in Stuttgart einen Grand Prix mit dem Pferd Stand by me gewonnen hatte. Sie schien auf dem Weg in die Weltspitze, wurde in den Perspektivkader befördert – und bekam kurz danach einen zweifachen Nachwuchs-Weltmeister unter den Sattel.
Inzwischen ist D’avie zwölf Jahre alt. Die Erwartungen, das ist eindeutig, erfüllten sich bisher nicht. Nach ersten Plätzen bei schwach besetzten Veranstaltungen wie in Budapest vor einem Jahr reichte es vor wenigen Wochen in Donaueschingen im Grand Prix mit gerade einmal 68,391 Prozent nur zu Platz sechs.
Der Wechsel der Reiterin ist nun ein Neustart, um das Potenzial des Hengstes doch noch herauszuholen. „Das kann beiden mehr Sicherheit geben“, sagte Werth zu dem Test in Hagen, den sie mit einem zweiten und einem ersten Platz abschloss. „Das dient der Unterstützung.“ Es gebe „ein paar Sachen, die man verbessern kann“, stellte die Rekordreiterin fest. „Jetzt ist er wieder nach Hause gefahren.“ Nach Otterfing, südlich von München, wo die Müllers das Gestüt Gut Wettlkam betreiben. Dort wird nicht nur trainiert, sondern auch gezüchtet. Eine Portion Tiefkühl-Samen von D’Avie kostet 800 Euro plus 7 Prozent Mehrwertsteuer.
Werths Ritte mit dem Hengst sollen nicht die letzten gewesen sein. Und wie steht es mit der Idee, dass die erfolgreichste Reiterin der Welt den zweimaligen Nachwuchs-Weltmeister komplett übernimmt? Werth: „Das steht nicht zur Debatte!“
DPA