Huiuiui – keine zehn Pflichtspiele hat Vincent Kompany mit dem FC Bayern absolviert, schon wird er auf eine Stufe mit den roten Trainerlegenden gestellt. „Mit seiner Art und Weise“, schrieb Lothar Matthäus in seiner Sky-Kolumne, verkörpere der 38-Jährige „das Gleiche wie einige seiner Vorgänger, die vor 20, 30 oder 40 Jahren mit dem FC Bayern Geschichte geschrieben haben“. Ein zu schneller Schluss, das ist klar. Und trotzdem lohnt es sich, die streichelzarten Worte des langjährigen Chefkritikers mal genauer unter die Lupe zu nehmen – und zu bewerten.
Keine zwei Monate ist es her, da war Vincent Kompany mit seinem Trainerteam zu Gast im Vereinsmuseum. Die Stippvisite des Belgiers und seinen engsten Vertrauensmännern fand statt, bevor in der Allianz Arena überhaupt ein einziger Ball unter seiner Anleitung gerollt war. Aber schon damals merkte man den Unterschied zwischen Kompany und manch einem seiner Vorgänger. In der Ecke unter dem Namen „Trainer und Strategen“ verbrachte der Neue die meiste Zeit, er stellte Fragen über Fragen. Sein Ansinnen dabei war nur logisch: Schlüsse für eine erfolgreiche Zukunft ziehen.
Acht Wochen später darüber zu urteilen, ob das gelingen wird oder gar bereits gelungen ist, ist hanebüchen. Aber man darf dem jungen Coach durchaus Respekt zollen für das, was er zum Start in seine Amtszeit bereits geleistet hat. Die Ergebnisse sind das eine, die dominant-attraktive Spielweise kommt zudem bestens an. Vielmehr aber fällt auf, wie der einstige City-Kapitän mit seinen Spielern – pardon! „Jungs“ – umgeht. Die Kunst, öffentlich nicht nur Belangloses, aber auch nichts Verfängliches zu sagen, hat er inzwischen perfektioniert. Und genau diese Rückendeckung zahlt das Team mit Respekt zurück. Um zu sehen, dass das bei diesem manchmal hollywoodreifen Verein nicht immer gelingt, musste er übrigens gar nicht so weit zurück blicken. Aber das ist ein anderes Thema.
Das Thema der Stunde ist die Ruhe beim FC Bayern. Sie ist nicht nur in Kompany begründet – auch die Herren in der Führungsetage haben Lehren aus der Vergangenheit gezogen. Die bayerischen Geister aber wirken derzeit aber gezähmt, weil es allen Spaß macht, diesem Trainer bei der Arbeit zuzusehen. Dass sich das schnell ändern kann, wenn Erfolg ausbleibt, wird aber auch er noch merken (müssen). Da ging es Udo Lattek, Ottmar Hitzfeld und Jupp Heynckes übrigens nicht anders.