Klare Sache: Im Vorjahr waren Carsen Edwards (am Ball) und Kollegen gegen das Starensemble um Walter Tavares chancenlos. © IMAGO
München – Besucht haben die Basketballer des FC Bayern ihre neue Heimat kürzlich schon einmal. Trainieren konnten Vladimir Lucic und Kollegen im SAP Garden noch nicht. Das wird sich erst am Donnerstagvormittag ändern. Dann ist der sogenannte Shootaround geplant, das lockere Anschwitzen am Spieltag. Ein paar Stunden später wartet der erste Ernstfall. Real Madrid wird um 20.45 Uhr der erste Prüfstein in der frisch eröffneten Mega-Arena. Kein Geringerer als Europas erfolgreichstes Team des letzten Jahrzehnts.
Und die Bayern gehen der Sache mit durchaus gemischten Gefühlen entgegen. Im Club? Pure Vorfreude. Bayern- und Basketball-Patron Uli Hoeneß war schon beim Eishockey-Opening „total geplättet“. Der 72-Jährige war ja auf FCB-Seite die Triebfeder des Projektes. Unvergessen sein Besuch beim Pokalfinale 2013 in Berlin, als er sich ziemlich deutlich über die Arena am Berliner Ostbahnhof ausließ („Die gefällt mir überhaupt nicht. Wenn wir mal eine bauen, dann wird sie viel schöner und besser“). Hoeneß war es auch, der das, von seinem Statthalter Karl Hopfner nebst dem inzwischen verstorbenen Vize Rudolf Schels zwischenzeitlich beerdigte Red-Bull-Projekt wieder belebte. Sodass seine Basketballer nach Episoden in der Olympia-Eishalle, einem Highlight-Spiel in der großen Olympiahalle und langen Jahren BMW-Park nun das modernste Parkett Europas betreten.
Von dem auch Trainer Gordon Herbert schwärmt. „Bis jetzt war der BMW Park die spektakulärste Halle, in der ich gearbeitet habe, weil dieser Boden ‚state of the art‘ ist“, sagte er, „jetzt haben wir zwei spektakuläre Arenen.“
Doch der bislang so holprige Saisonstart, mit drei wenig überzeugenden Auftritten erschwert das Entgegenfiebern. Vor allem bei Trainer Gordon Herbert, der sein Team in der Entwicklung gerne weiter sähe. „Im Endeffekt ist es egal, gegen wen wir spielen“, sagte er, „wir müssen besser spielen.“ Der Weltmeister-Coach, dessen einzige Überschneidungspunkte mit der Königsklasse lange zurückliegen (2006/07 mit Pau Orthez, 2007/08 mit Thessaloniki in einem allerdings noch komplett anderen Format) ist überzeugt, dass sein Team alles hat, um auf der großen Bühne früher oder später für Furore zu sorgen. „Aber es braucht Zeit, und es braucht Erfolge.“
Am liebsten schon ein Knalleffekt gegen das personell leicht gerupfte Real Madrid mit dem Ex-Bayern Serge Ibaka, der sich schon einmal als MVP des spanischen Supercups einführte. . Zutrauen wollen den Münchnern den großen Coup nicht viele. Zu defensiv verhielten sich der deutsche Double-Sieger auf dem Transfermarkt einer Liga, in der vor allem die Topteams im Sommer einmal mehr gewaltig hinlangten. Zuletzt listete ein Fachmagazin den FCBB auf eben jenem Platz 15, den man in der Euroleague in den beiden letzten Spielzeiten fest gebucht hat. Weltmeister Niels Giffey stört das nicht. „Ich denke, dass die Underdog-Rolle gut für uns ist.“
Vielleicht hilft die Rückkehr des, allerdings noch immer in der Anpassung befindlichen Nachkaufs Shabazz Napier. Vielleicht hilft der große Name des ersten Rivalen, vielleicht die neue Umgebung. Wenn der Funke auch auf die nun 11 500 Mann starke Fangemeinde überspringt. Giffey hat den Bau ja schon in der Entstehung immer wieder verfolgt, vor allem die vergleichsweise steilen Tribünen haben es ihm angetan. Dementsprechend ist er sich sicher: „Das kann ein richtiger Hexenkessel werden.“
PATRICK REICHELT