Alter Bekannter: Serge Ibaka (Mitte) kehrte mit Madrid nach München zurück. © IMAGO
Der Ball schwebt ein: Empfangen von Uli Hoeneß, Marko Pesic und Herbert Hainer. © IMAGO
Die neue Glitzerwelt: Im SAP Garden wird seit Donnerstag auch Basketball gespielt. © Balk/dpa
München – Kurz vor dem Start hielt der Basketball auch offiziell im SAP Garden Einzug. Ein überdimensioniertes Spielgerät schwebte langsam vom Hallendach in Richtung Parkett, wo es von den Bayern-Granden Herbert Hainer, Uli Hoeneß und Marko Pesic in Empfang genommen wurde. Es war der Moment, den Hallensprecher Thomas Killian kurz zuvor mit viel Pathos beschworen hatte: „Es ist Zeit, Geschichte zu schreiben.“
Und da war es auch fast schon vergessen, dass dieses zweite „Grand Opening“ des neuen Münchner Sport-Tempels mit einigen Missstimmungen begonnen hatte. Denn es hakte beim Umbau vom Eishockey- auf den Basketballmodus. Offizieller Grund: Bauliche Verzögerungen. Die ausfahrbaren Tribünen, die die Basketball-Fans bis knapp ans Spielfeld platzieren sollten, standen noch nicht allesamt zur Verfügung. Weshalb die Techniker nur mit viel Improvisation die 11 500 geplanten Plätze zur Verfügung zu stellen. Einer davon schlich noch am Abend schwer gezeichnet durch die Arena: „Ich habe heute zwei Stunden geschlafen.“
Die Granden störten sich daran nicht, Hauptsache es konnte steigen, dieses erste Highlight mit dem Euroleague-Kracher des FC Bayern gegen Real Madrid. Und es endete mit einer dicken Überraschung. 97:89 (52:51) siegte das Team von Trainer Gordon Herbert gegen das beste Team des Euroleague-Jahrzehnts. Erstes Garden-Spiel, erste Gala für die Bayern, bei denen vor allem Jo Voigtmann (19 Punkte) und Regisseur Shabazz Napier (25) einen brillianten Euro-Einstieg feierten.
Bei Uli Hoeneß wird es die Glückseligkeit komplett gemacht haben.. „Ich war schon beim Eishockey geplättet“, schwärmte der schon vor dem Start, „aber jetzt ist alles rot, dazu diese Atmosphäre – das wird unser Wohnzimmer.“ In der Tat: Selbst die Meisterbanner wurden umgehängt. Eishockey raus, Basketball rein. Alles auf Bayern, alles auf Basketball. Wobei auch Hoeneß seinem Team gleich einmal ordentlich Gewicht auf die Schultern legte. „Bis jetzt haben wir in Europa gegen Vereine mit großen Hallen einen Nachteil gehabt“, sagte er, „das ist jetzt weg, es ist auch eine Verpflichtung.“
Und es war natürlich kein Zufall, dass Hoeneß wie zuvor Killian die Besucher am Donnerstagabend noch einmal an die Anfänge des zweiten Profiprojektes unter dem Dach des FC Bayern erinnerte. Als die Basketballer passenderweise schon einmal ihr sportliches Quartier mit den Eishockey-Profis des damaligen Vor-Red-Bull-Teams EHC München teilte. In der Olympia-Eishalle wurde für die Zweitliga-Spiele des FCBB provisorisch die Eisfläche überbaut. Für die Protagonisten schon alleine der eisigen Temperaturen wegen eine satte Herausforderung. Die man aber auch nur eine einzige Spielzeit bestehen musste. Für die BBL wurde die Rudi-Sedlmayer-Halle mit großem finanziellen Aufwand reaktiviert. Die alte Basketball-Halle der Olympischen Spiele 1972 – irgendwie konsequent.
Man hat sich gedulden müssen, viereinhalb Jahre lang sah man den Bau des starken Partners Red Bull am Rande des Olympiaparks in die Höhe wachsen. Jetzt sind die Türen geöffnet. Und es wird die spannende Frage: Wie wird das neue Luxusquartier angenommen, das die Bayern erst einmal vornehmlich für die Euroleague in Anspruch nehmen. Basketball-Chef Marko Pesic blickt noch zurückhaltend auf die neue Zeit: „Wir haben sehr defensiv kalkuliert“, sagte er. Sein Präsident sieht die Garden-Zeit da schon breitschultriger. „Ich bin mir sicher, dass es den gleichen Effekt geben wird wie bei der Allianz Arena“, sagte er, „ich glaube, dass wir uns in den nächsten Jahren keine Sorgen um den Zuspruch machen müssen. Die Leute werden kommen, um diese unglaubliche Arena zu sehen.“ Zumindest der Anfang gibt ihm Recht.
PATRICK REICHELT