Vincent Kompany steht vor einer ungewohnten Situation. Als Trainer des FC Bayern hat er bis zum Spiel gegen Aston Villa nie verloren, seine Erfolgswelle hatte zahlreiche positive Nebeneffekte: Zunächst einmal sind sämtliche Diskussionen, ob der Trainer genügend Format für den deutschen Rekordmeister mitbringt, schnell verstummt. Durch die schier absurden 30 Tore in den ersten sieben Spielen hat er jegliche Kritik regelrecht überrollt, prominente Stimmen wie Lothar Matthäus sahen den FC Bayern unter seine Ägide sogar schon besser als unter Pep Guardiola.
Erfolge bringen aber weitere Effekte mit sich. Die Mannschaft wird selbstbewusster, und Selbstbewusstsein führt zu noch mehr Erfolgen. Siege werden somit zu einer Art selbsterfüllenden Prophezeiung, gut zu sehen an Minjae Kim und Dayot Upamecano. Solange sie das Vertrauen ausgesprochen kriegen, zahlen sie es mit starken Leistungen zurück – was wiederum Anlass für noch mehr Vertrauen birgt. Diese Trends können sich schnell zu einem Lauf entwickeln, genauso funktioniert es aber auch in die andere Richtung. Die Partie gegen Aston Villa hat gezeigt, wie fragil das Konstrukt unter Kompany ist. Ein langer Ball reichte, um das hohe Pressing des FC Bayern zu überspielen. Ein einzelner Fehler – beim Gegentor in Birmingham von Manuel Neuer – genügt, um in der Mann-gegen-Mann-Taktik in Gefahr zu geraten.
Die Stärken des intensiven Systems sind klar – die Schwächen seit Mittwoch aber auch bekannt
Dass Kompanys System in der Bundesliga funktioniert, haben die ersten Spiele gezeigt. In 32 Spielen der Saison geht seine Elf als absoluter Favorit in die Partie, selbst Xabi Alonsos Leverkusen hat sich zuletzt an dessen Taktik angepasst. In der Königsklasse wird der Trainer aber Alternativen brauchen, um auf höchstem Level zu bestehen. Schließlich werden Real Madrid, Manchester City oder Liverpool genau beobachtet haben, welche Schwachstellen die riskante Spielweise der Münchner mit sich bringt. Die Spieler dieser Mannschaften sind es gewohnt, jeden Fehler eiskalt zu bestrafen. Kompany wird abwägen müssen, wann und wie sehr er vom eigenen Weg abweichen will. Die Stärken seines intensiven Systems mit dem FC Bayern sind in den ersten Monaten seiner Führung klar deutlich geworden – die Schwächen seit Mittwochabend aber auch bekannt.