Abbild der Männer

von Redaktion

Bayern, Bayer, Leipzig an der Spitze – ist die Zeit der Frauen-Vereine vorbei?

Die Bayern-Frauen, hier Gwinn (li.) und Zadrazil (re.), treffen am Sonntag auf den 1. FC Köln (in blau). © IMAGO/Leifer

München – Der FC Bayern souverän an der Spitze, dahinter Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen und RB Leipzig. Nach dem letzten Spieltag waren die ersten vier Plätze in den Tabellen der Bundesliga der Frauen und der Männer von den gleichen Vereinen besetzt.

Für Turid Knaak, Ex-Nationalspielerin und DAZN-Expertin, ist dies eine Momentaufnahme. „Aber ja, das ist natürlich ein gewisser Trend, der sich abzeichnet“, erklärte Knaak weiter: „Weil man sagen muss, dass die Frauenvereine, die an sehr erfolgreiche Männervereine gekoppelt sind, grundsätzlich größere finanzielle Möglichkeiten haben und sich bessere Kader zusammenstellen können. Deshalb wäre es perspektivisch nicht verwunderlich, wenn die Tabelle der Frauen-Bundesliga irgendwann ein Abbild der Männer-Bundesliga wäre.“

Dass sich die Kräfteverhältnisse im Männerfußball mehr und mehr bei den Frauen spiegeln, ist kein Zufall. Früher dominierten reine Frauenvereine wie der 1. FFC Frankfurt oder Turbine Potsdam die Bundesliga, die meisten Spielerinnen waren nebenher berufstätig. Mittlerweile stehen bei den Top-Vereinen ausschließlich Profispielerinnen unter Vertrag, die gutes Geld verdienen. Diese Entwicklung der letzten Jahre macht es den Frauenvereinen schwer, auf höchstem Niveau mitzuhalten, lediglich Potsdam und die SGS Essen spielen derzeit noch erstklassig. Denn der Frauenfußball ist ein Zuschussgeschäft, kaum ein Klub arbeitet profitabel. Stattdessen subventionieren die großen Vereine die Frauenmannschaften mit Geld aus dem Männerbereich. Im Gegenzug verspricht der Frauenfußball die Chance, neue Fans zu gewinnen. Während im Männerbereich vieles ausgereizt scheint, bietet der Frauenfußball Wachstum. Und ganz nebenbei die Chance, sich diverser aufzustellen. Weshalb unter anderem der HSV, der VfB Stuttgart, Hertha BSC oder Borussia Dortmund die Frauen-Bundesliga als Ziel für die nahe Zukunft ausgegeben haben.

Unter der Woche riefen die Vereine der Frauen-Bundesliga eine neue Gesellschaft und eine Taskforce ins Leben, die den deutschen Frauenfußball wettbewerbsfähiger und finanziell unabhängiger vom Männerfußball machen soll. „Wir arbeiten beim 1. FC Köln daran, dass der FC-Frauenfußball ein eigenes Ökosystem bildet, sich somit finanziell selbst tragen kann und wirtschaftlich nicht vom männlichen Lizenzfußball abhängig ist“, erklärte Geschäftsführer Christian Keller vor dem Gastspiel der Kölner Frauen beim FC Bayern am Samstag (14 Uhr).

Sollte die Taskforce erfolgreich sein, würde das die Chance der reinen Frauenvereine erhöhen. Was auch dem FFC Wacker München in die Karten spielen könnte. Denn der derzeit in der Regionalliga beheimatete, aber sehr ambitionierte Frauenfußballverein aus Sendling würde mittelfristig ebenfalls gerne im Profibereich mitmischen.
CHRISTIAN STÜWE

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