Am Scheideweg

von Redaktion

1860 mit ähnlicher Startbilanz wie 23/24 – das Team blickt positiv nach vorne

Mittelfeldspieler Julian Guttau ist so treffsicher wie die Löwen-Stürmer. © IMAGO / Gamel

Torwart Vollath muss oft hinter sich greifen. © IMAGO / Gamel

Wohin rollt der Ball nach der Ligapause? Giannikis Auftaktbilanz gleicht der seines Vorgängers Jacobacci. © IMAGO

München – Die Wiesn ist vorbei, der Ligabetrieb ruht – Anlass für eine Zwischenbilanz. Ein Viertel der Saison ist rum, und die Löwen stehen ähnlich da wie vor einem Jahr: vier Siege, fünf Niederlagen, Tabellenplatz 9 (damals 11). Nach der Länderspielpause wird sich zeigen, ob die Mannschaft nach oben abbiegt – oder nach unten wie unter Ex-Coach Jacobacci.

Formkurve

Dem historischen Fehlstart (drei Spiele, null Punkte) folgte der Sieg in Ingolstadt, die Heimpleite gegen Dresden, die die erste Trainerdebatte nach sich zog – und schließlich eine fulminante englische Wiesn-Woche. Drei Siege am Stück – sie retteten nicht nur den Job von Argirios Giannikis, sondern auch die Stimmung im Verein, die zuvor nahe des Nullpunkts war. Und wie lief es gleich wieder unter Maurizio Jacobacci? Auch 2023/24 waren Unentschieden zunächst out. Die Startbilanz: zwei Zu-Null-Siege, gefolgt von einer Negativserie (vier Niederlagen, drei nach Führung), erneut zwei Siegen – und dem vom Winde verwehten 0:1 in Ulm am Tag der Deutschen Einheit. Damals wie heute fiel der neunte Spieltag auf den Kehraus des Münchner Oktoberfests.

Auffälligkeiten

Unter Jacobacci stellten die Löwen eine der besten Defensivreihen der 3. Liga – nur vier Teams hatten nach neun Spielen weniger Tore kassiert als jene zehn, die Marco Hiller, damals noch die Nummer eins, schlucken musste. Viermal, bei allen vier Siegen, stand hinten die Null – und nur zweimal (Sandhausen, Ulm) blieb 1860 ohne eigenen Treffer. Die aktuelle Bilanz dagegen: Hinten steht bei Giannikis eine der Schießbuden der Liga. Schon 15 Gegentore – nur Osnabrück, Haching und Ingolstadt haben mehr kassiert. Nur zweimal beendete René Vollath ein Spiel ohne Gegentor. Vorne dagegen geht fast immer was. Auffällig: Schon vor einem Jahr traf kein Stürmer häufiger als Mittelfeldspieler Julian Guttau (jeweils drei). Und: Mit Otts Fallrückzieher sowie den Mittellinientreffern von Jacobsen und Deniz waren bzw. sind die Löwen schon dreimal beim „Tor des Monats“ vertreten.

Stimmung

Politisch ist die Unruhe geblieben. Voriges Jahr hatte die HAM-Seite Oberwasser, für das aktuelle Personal zeichnet der e.V. verantwortlich. Erfreulich: Das von Sportchef Christian Werner zusammengestellte Team harmoniert immer besser, präsentierte sich auch auf der Wiesn als Einheit. Man ahnt, dass mit dem aktuellen Kader mehr gehen könnte. Diesen Eindruck hat offenbar auch die Mannschaft selbst. „So, wie wir Fußball spielen, erhöht es die Chance, in der Zukunft Spiele zu gewinnen“, sagte Vizekapitän Thore Jacobsen nach dem 2:3 gegen Wiesbaden. Torwart René Vollath: „Wir waren in einer absolut krassen Situation – und es ist nicht selbstverständlich, dass wir uns da so zurückgearbeitet haben.“

Ausblick

Haching, Osnabrück, Cottbus, Sandhausen, Mannheim. Das 1860-Programm bis zur nächsten Länderspielpause hat es in sich. 23/24 kamen nach der Wiesn die ersten Unentschieden (Dresden, Münster), noch ein Heimsieg (2:0 gegen Freiburg), danach schlich sich die Krise an: Platzverweis-Orgie beim 1:2 in Köln, Totopokal-Aus, Hiller-Degradierung, Jacobacci wurde immer dünnhäutiger – das Ende ist bekannt. Der erfahrene Vollath (34) blickt trotz Wiesbaden positiv nach vorne: „Wenn wir in den Details klarer werden“, sagt er, „dann werden wir noch viele Punkte sammeln.“
ULI KELLNER

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