Absagen sind keine Ausrede

von Redaktion

Nagelsmann nimmt Team trotz Verletzungspech in die Pflicht

Sechs neue Spieler sind im Vergleich zu den September-Länderspielen im aktuellen DFB-Kader.

Bundestrainer Julian Nagelsmann (re.) und Co. Sandro Wagner. © Löb/dpa

Herzogenaurach – Knapp vier Wochen ist es her, dass sich die deutsche Nationalmannschaft zuletzt in Herzogenaurach versammelte. Eigentlich eine kurze Zeitspanne, doch das Gesicht des DFB-Teams kommt stark verändert daher. Sechs mehr oder weniger neue Nationalspieler wurden von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Nations-League-Spiele am Freitag in Bosnien-Herzegowina (20.45 Uhr, RTL) und am Montag in München gegen die Niederlande (20.45 Uhr, ZDF) berufen. Das liegt vor allem an den zahlreichen verletzungsbedingten Ausfällen. Namentlich sind das Niclas Füllkrug (Achillessehne), Jamal Musiala (Hüfte), Kai Havertz (Knie), Robin Koch (Hüfte), David Raum (schwerere Sprunggelenksverletzung/OP notwendig) und Torwart Marc-André ter Stegen (Patellasehne).

„Das ist tatsächlich verrückt: Gefühlt ist die halbe Mannschaft im Vergleich zu vor vier Wochen ausgetauscht. Beim ersten Lehrgang hat es uns sehr gutgetan, dass der Kader zusammengeblieben ist. Man muss es sich verdienen, hier dabei zu sein. Leider haben wir jetzt viele verletzte Spieler – das ist nicht einfach aufzufangen“, erklärte Kapitän Joshua Kimmich nach der ersten Trainingseinheit am Dienstag. Und die geriet laut Kimmich so zur Kennenlernrunde mit den „neuen Gesichtern“ von Gladbachs Tim Kleindienst, Stuttgarts Jamie Leweling und dem Mainzer Jonathan Burkardt. „Viel Energie“ brächten die Neuen mit, berichtete der DFB-Anführer, „sie brennen“.

Zu den Neulingen gesellen sich Brentford-Stürmer Kevin Schade, der immerhin schon drei Länderspiele auf dem Buckel hat. Ebenso wie Robin Gosens vom AC Florenz, der sein letztes Länderspiel im Oktober 2023 bestritten hatte. Der Salzburger Janis Blaswich war damals ebenfalls schon Teil des DFB-Aufgebots. „So schade es ist, wenn wir auf verletzte Stammkräfte, die uns bei der Heim-EM im Sommer mitgetragen haben, dieses Mal verzichten müssen: Wir freuen uns jetzt sehr darauf, unsere neuen Spieler im Kreis der Mannschaft und im Training zu erleben“, gibt sich der Bundestrainer trotz der Absagenflut positiv gestimmt.

Dass nun seine Improvisationskünste gefragt sind, möchte der 37-jährige Nagelsmann für die anstehenden Länderspiele nicht als mögliches Alibi nutzen – für ihn zählen nur zwei Siege! „Wir haben den Kader aufgrund einiger Verletzungen kurzfristig nochmal etwas verändern müssen. Unsere Ziele bleiben aber: Wir wollen in Bosnien und Herzegowina und zu Hause in München vor unseren eigenen Fans gegen die Niederlande gewinnen und die Tabellenführung in der Nations League verteidigen.“

Die Augen vor der Wahrheit und den Personalsorgen möchte Kapitän Kimmich jedoch nicht verschließen und rechnet mit mehr oder minder holprigen Oktober-Auftritten: „Es ist schwierig, das aufzufangen. Denn es ist nicht so, dass wir den Kern der Mannschaft schon seit fünf Jahren haben.“ Trotzdem bleibe es das Ziel, „zwei erfolgreiche Spiele zu bestreiten“, sagte der Kapitän. Im Idealfall könnte die DFB-Auswahl dann bereits nach vier von sechs Spieltagen den Einzug ins Viertelfinale der Nations League perfekt machen. Dann wären etwaige Personalsorgen beim nächsten Länderspiel-Doppelpack im November weit weniger schlimm.


MANUEL BONKE

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