In der letzten Saison spürte LeBron James wieder einmal, dass er schon verdammt (wirklich verdammt) lange in der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt, spielt. In der Partie gegen die Rockets grinste ihn Rookie Houston Jabari Smith Jr. an und sagte: „Du hast schon gegen meinen Vater gespielt, in deinem allerersten NBA-Spiel. Jetzt fühlst du dich alt, oder?“
2003 gegen den mittlerweile 47-jährigen Jabari Smith Sr., 2023 gegen den 21-jährigen Jabara Smith Jr., seit über 20 Jahren prägt James nun die NBA und inspiriert Basketball-Generationen. Und schreibt nun seine eigene Vater-Sohn-Geschichte. Beim Vorbereitungsspiel gegen die Phoenix Suns stand der Superstar der Lakers erstmals gemeinsam mit Sohn Bronny, der auch noch seinen 20. Geburtstag feierte, auf dem Feld. Ein Vater-Sohn-Duo in der NBA, eine Premiere. „Wenn es einer machen kann, dann LeBron und er hat es gefeiert und gemacht“, sagte Dennis Schröder.
James ist in ärmlichen Verhältnissen in Ohio ohne leiblichen Vater aufgewachsen, die Mutter war zum Zeitpunkt der Geburt 16 Jahre alt. Der heute 39-Jährige lebte immer wieder bei Pflegeeltern. „Für jemanden, der das in seiner Kindheit nicht hatte, ist es eines der großartigsten Dinge, die ein Vater sich erhoffen oder wünschen kann, diesen Einfluss auf seine Kinder und seinen Sohn haben zu können“, sagte er nach dem historischen Familienauftritt.
James nutzt seine enorme Strahlkraft (alleine 159 Millionen Follower bei Instagram) zuverlässig für politische Botschaften und sozialen Einfluss. Er eröffnete die „I Promise School“, ein Versprechen auf Bildung auch für sozial benachteiligte Menschen. Forbes bezifferte das Vermögen von James im Juni 2022 auf eine Milliarde Dollar, natürlich fällt das Geben da leichter. Aber der Athlet weiß um seine Verantwortung und das Zusammenspiel mit Bronny passt perfekt in das Bild des tadellosen Familienmenschen.
Es ist ein schmaler Grat zwischen Märchen und Marketing. Die nüchternen Fakten: Bronny fiel im College-Basketball mit 4,9 Punkten pro Spiel nicht wirklich auf. Ein solider Verteidiger, aber mehr? Viele Experten waren sich einig, dass der Schritt in die NBA noch zu früh kommt. Aber da selbst seinem Vater LeBron irgendwann mal die Zeit davon läuft, gab es im Plan der James-Familie kein zu früh. Die Wachstums-Verantwortlichen der NBA werden vor Freude gejauchzt haben, als Bronny in einem mittelklassigen Draft an 55. Stelle ausgewählt wurde. Einer der besten Basketball-Spieler aller Zeiten mit seinem Sohn, das wird die Saison medial begleiten. Auch wenn der Junior in seiner ersten Saison die meiste Zeit in der G-League, im „Farmteam“ der Lakers, spielen wird. Denn am Ende entscheidet immer noch die Leistung, nicht die DNA.
NICO-MARIUS.SCHMITZ@OVB.NET