ZUM TAGE

Echte Liebe in Dosen

von Redaktion

Klopps Wechsel zu RB

Zwischen „totalem Quatsch“ und der Realität liegt manchmal weniger, als man denkt – und im konkreten Fall von Jürgen Klopp waren es: keine vier Monate. Mitte Juni zeigte der Kalender 2024, als erste Gerüchte über ein Engagement des gerade in Liverpool verabschiedeten Kult-Coaches als Fußballchef von RB aufkamen. Das Dementi, das damals schnell verbreitet wurde, nahm man seinem Berater Marc Kosicke aber freilich ab. Klopp zu RB? Dass die Fußball-Welt nicht lacht! Nun ja. Nun ist Oktober. Und das, was damals belächelt wurde, ist die (bittere) Wahrheit.

Die Eilmeldung, die da am Mittwochmorgen verbreitet wurde, ploppte auf dem Weg in die Arbeit auf Millionen Handys auf – und das Thema des Tages, der Woche, der kommenden Monate war gesetzt. Später kamen noch ein paar Klopp-Sätze wie „das könnte mich nicht mehr begeistern“ und „ich könnte gar nicht aufgeregter sein“ im Rahmen der offiziellen Mitteilung oben drauf. So gut wie jeder fragt sich: Was erlauben Klopp?

Die Personalie ist so schräg, dass die vorherrschende Meinung klar ist. Ein Mann, der sich als Traditionalist Legenden-Status erarbeitet hat, verkauft sich an die „Fußball“-Idee eines Brause-Milliardärs. Echte Liebe soll es ab 2025 in Dosen geben, allerdings mangels Historie nicht nostalgisch, sondern bitte zukunftsorientiert. Romantiker Klopp wird als Kosmopolit irgendwo zwischen Salzburg, Leeds, New York, Bragantino und Omiya Ardijan die Weiterentwicklung der Red Bull-Philosophie unterstützen. In Mainz, in Liverpool, aber vor allem in Dortmund stellen sich die Nägel auf. Aus gutem Grund. Was Klopp da macht, ist nicht Klopp-like. Und das wird er auch noch zu spüren bekommen.

Am 2. November empfängt Dortmund Leipzig, aus der ohnehin RB-kritischen Fanszene wird noch mehr Hass mitschwingen. Spätestens, wenn Klopp ab der Saison 2025/26 neben den RB-Granden die Fäuste ballt, dürfte das BVB-Herz ausbluten. Der 57-Jährige weiß, dass sein schwarz-gelbes Lebenswerk mit diesem Move mehr als bröckelt – und sich diesen Fakt teuer bezahlen lassen. Alles einkalkuliert, genau wie die Worte zum Liverpool-Abschied: „Keinen Club, kein Land“ wollte der ausgebrannte Coach übernehmen. Immerhin hat er Wort gehalten.

Was man der Vollständigkeit halber sagen muss: RB und vor allem Boss Oliver Mintzlaff ist ein echter Coup gelungen. Man kann nur hoffen, dass Klopps Lächeln die Millionen kritischen Stimmen überstrahlt. Und Klopp irgendwie doch Klopp bleibt.

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