ZUM TAGE

Vertreibung aus dem Garden Eden

von Redaktion

Söderholms Entlassung beim EHC

Noch ist der neue Bau das große Thema. Wer war schon drin im SAP Garden? Was kann dieser Videowürfel? Fühlt das Eishockey sich größer an als an alter Stätte, drüben in der Olympia-Eishalle? Ist es nicht nur ein Erlebnis für Insider, sondern auch für ein Publikum, das den Eventcharakter schätzt? Und während die Stadt und der Club, der EHC Red Bull München, sich gerade gewöhnen an die neue Umgebung, wird der erste Protagonist schon vertrieben aus dem Garden Eden: Toni Söderholm ist nicht mehr Trainer. Nach sieben Spieltagen der neuen Saison der DEL und drei Niederlagen in vier Heimspielen wurde der Finne vor die Türen zu einzigartiger Kabine und fantastischem Fitnessraum und den drei Trainingshallen gesetzt.

Es ist zum einen die Geschichte eines Coaches, der in den vergangenen zwei Jahren lauter falsche Entscheidungen getroffen hat. Er war hoch eingestiegen, über einen Oberliga-Job deutscher Bundestrainer geworden und könnte diese Stelle immer noch innehaben, wäre ihm nicht erst nach dem SC Bern und dann nach München gewesen. Jetzt ist er ein in hoher Frequenz gescheiterter Trainer.

Dass Söderholm so früh in der Saison entlassen wurde, ist jedoch auch die Folge verfehlten Managements. Die Trennung hätte nach Ende seines ersten Jahres erfolgen müssen, weil die Risse im Verhältnis zur Mannschaft nicht zu übersehen waren und der Verein es nicht hinbekam oder nicht hinbekommen wollte, den Kader so umzugestalten, dass er zum Konzept des Coaches passte. Man feuerte Söderholms finnischen Co-Trainer Pekka Kangasalusta und meinte doch den Chef. Als wäre mit einem Warnschuss die Leistung des Trainers zu steigern. Eine seltsame Motivationsmaßnahme.

Der EHC war den Sommer über natürlich mit seinem Umzug beschäftigt, sodass das Sportliche in den Hintergrund geriet. Nun zeigt sich, dass die Halle die sportlichen Bewertungsmaßstäbe neu definiert. Wenn der Tourismus im SAP Garden abebbt, muss die Mannschaft so attraktiv spielen, dass nicht die Lichtshow und die Essensstände, sondern die Leistung auf dem Eis der Grund ist, ein teures Ticket zu lösen. Der EHC spürt jetzt den Kostendruck. Es gilt, nach einem Jahrzehnt der Subventionierung aus Fuschl am See Geld einzuspielen – und sich zu behaupten in einem Konzern, dessen jüngste strategische Entscheidungen mit Einstieg in den Radsport und die Verpflichtung von Jürgen Klopp das Eishockey an den Rand drängen.

Guenter.Klein@ovb.net

Artikel 1 von 11