Heiß auf den Ex-Verein: Löwen-Stürmer Patrick Hobsch – bis Sommer war er noch Torjäger in Unterhaching. © IMAGO
München – Bei René Vollath (34) war der Fall klar. Der Torwartroutinier hatte noch keine Lust, sich hinter einem Jungspund anzustellen, wollte lieber noch mal eine Nummer 1 sein. Und Raphael Schifferl (25)? Als Grund, warum er Haching nach einem Jahr verließ, um sich dem Lokalrivalen anzuschließen, gab er an, sich spielerisch weiterentwickeln zu wollen. Zudem sei 1860 ein Verein, „den man in Österreich nicht erklären muss“. Bleibt Patrick Hobsch (30), der dritte Seitenwechsler im zurückliegenden Transfersommer. Drei Jahre lang trug der Filius von 1860-Veteran Bernd Hobsch (56) das Trikot der SpVgg, war Aufstiegsheld mit 27 Treffern und auch im ersten Drittligajahr bester Hachinger Torjäger (13 Buden). Wäre es aus seiner Sicht nicht naheliegend gewesen, das im Sportpark erarbeitete Standing zu verwalten?
„Natürlich hätte ich es mir dort noch länger gemütlich machen können“, sagte Hobsch bei einer Presserunde im Hinblick auf das S-Bahn-Derby (Sonntag, 19.30 Uhr). Nach Angaben des Stürmers sei der Wechsel in seinem privaten Umfeld überwiegend positiv aufgenommen worden. Wobei er zugibt: „Es gehört im Fußball dazu, dass Leute diesen Wechsel kritisch sehen und sich fragen: Wie kann man das machen?“ Seine Antwort: „Ich wollte unbedingt zu Sechzig – nicht nur, weil mein Papa da gespielt hat.“
Bekanntlich ist jede Karriere endlich – und auch Hobsch jr., gerade 30 geworden, wollte noch einmal in den Emotionen des Fußballs baden. Bei aller Wertschätzung für seinen Ex-Club, bei dem er „eine schöne Zeit“ hatte: Es reizt ihn als Sportler, nicht nur einmal im Jahr – bei Heimspielen gegen 1860 – volle Ränge zu erleben. Fast entschuldigend fügt er hinzu: „Seitdem ich bei 1860 bin, lasse ich mich trotzdem noch oft bei Haching blicken. Weil ich immer noch einen guten Draht dorthin habe.“
Schließlich hat Hobsch mit Haching nicht nur einen Aufstieg bejubelt, sondern auch zwei Derbysiege in einer Saison. Gab es vermutlich nie zuvor in fast 120 Jahren SpVgg. 1:0 hieß es im Hinspiel auf Giesings Höhen (Tor: Fetsch), 2:0 im Rückspiel im April – mit einem Hobsch-Treffer, der den Endstand markierte. Die Feiern danach im Sportpark-Biergarten behält er in bester Erinnerung. Und auch am Sonntag will Hobsch aufseiten derer stehen, die „Derbysieger“-Gesänge grölen. Er sagt: „Für Haching ist es ein Status-Ding, 1860 zu schlagen.“ Aber auch die Löwen hätten „den Anspruch, das Spiel zu gewinnen“.
Inzwischen, das hört man, ist Hobsch überzeugter Löwe. Menschlich hatte es isofort gematcht, sportlich dauerte es etwas länger. seit. „So ist das im Fußball“, blickt er auf die Spieltage zwei bis fünf zurück, als er seinen Platz auf der Ersatzbank hatte. „Gehört auch mit dazu. Ich freue mich immer, wenn ich spiele. Die letzten Wochen habe ich wieder gespielt (und zwei Tore gemacht/Red.). Dementsprechend bin ich zufrieden, wie es läuft. Und ich denke, auch als Mannschaft sind wir jetzt auf einem guten Weg.“
Fehlt als Krönung der Derbysieg. Für Hobsch wäre es der dritte in Folge. „Es ist eine gewisse Brisanz drin, ein besonderes Spiel. Haching wird auf jeden Fall bereit sein. Er wird ein großer Kampf. Aber wir wollen am Ende die drei Punkte holen.“
ULI KELLNER