Schwungvoll ins Viertelfinale

von Redaktion

Nations League: 1:0 gegen schwache Niederländer – Leweling dreht auf

Zum Haareraufen und Verzweifeln: Tim Kleindienst angesichts vergebener Chancen. © AFP

Jetzt aber gilt‘s: Der zweite erfolgreiche Torschuss von Jamie Leweling kam in die Wertung. © AFP

München – Der einst ungeliebte Wettbewerb UEFA Nations League – die deutsche Mannschaft hat ihn angenommen. Nach vier Gruppenspieltagen steht fest: Man wird im März dabei sein, wenn es ins Viertelfinale geht. Das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann setzte sich über die Ausfälle von neun ursprünglich zur Nominierung vorgesehen Spielern hinweg und fuhr mit viel Energie einen 1:0 (0:0)-Sieg gegen die Niederlande ein. Auffälligster Akteur gegen eine allerdings schwache Elftal war der Nationalmannschafts-Neuling Jamie Leweling.

Im Drehbuch für den Montagabend stand zunächst Rührseligkeit. Nicht nur die verdienten Spieler Manuel Neuer, Thomas Müller, Ilkay Gündogan und in Abwesenheit Toni Kroos wurden in den Nationalmannschaftsruhestand verabschiedet, sondern auch einige langjährige Staff-Mitglieder wie der Teampsychologe Hans-Dieter Hermann. Von DFB-Präsident Bernd Neuendorf gab es je ein Erinnerungsgeschenk, von Sportdirektor Völler Rudi-Umarmungen in Serie, während in der Südkurve eine „Danke für alles, Jungs“-Choreografie aufgezogen wurde. Beim Gedenken an die verstorbenen Alt-Internationalen beider Seiten (Johan Neeskens, Dieter Burdenski) entschied man sich für die Applaus-Variante.

In diesem feierlichen Rahmen ging es auch sportlich gut los. Nach 100 Sekunden haute der wuchtbrummige Debütant Jamie Leweling den ihm von Serge Gnabry zugespielten Ball derart vehement in die Maschen, dass die Zeugwarte anscheinend seinen Schuh reparieren mussten. Zeit dafür war, denn noch während das Stadion das spektakuläre 1:0 bejubelte, meldete sich der Videoschiedsrichter. Drei Minuten nach Lewelings Torschuss stand dann fest: Gnabry war zuvor im Abseits gestanden, Tor somit ungültig, zurück auf 0:0.

Noch in die Pfiffe des empörten Publikums hinein rauschten die nächsten Angriffswelle auf das niederländische Tor zu. Mittelstädt, der ins Zentrum des Spiels rückende Leweling, Kleindienst – die deutsche Dominanz drückte sich in einem Plus an Chancen aus. Die in Blau angetretenen Oranjes taten sich schwer, initiativ zu werden, sie versuchten es auch mal mit dem langen Ball, der im Nirgendwo endete. Und aus einem typischen Antonio-Rüdiger-Leichtsinnspass machten sie auch nichts. Die Holländer wirkten in der ersten Halbzeit nicht wie ein Team aus der höchsten Güteklasse der Nations League.

Zum zweiten Durchgang erschienen die Niederländer geordneter und mit dem Vorsatz, das Spiel auch mal in der deutschen Hälfte stattfinden zu lassen. Die Offensivaktionen der DFB-Elf hatten zunächst nicht mehr den großen Schwung. Gnabry bot sich nach Doppelpass mit Kimmich die erste Chance (53.) nach Wiederbeginn, Kapitän Kimmich machte dann aus guter Freistoßposition zu wenig. Doch man setzte sich für einige Minuten und für Standards am holländischen Strafraum fest – und so ergab es sich, dass nach einer Ecke der Ball Leweling vor die Füße fiel und der Stuttgarter seinen 2.-Minute-Linksschuss in der Version mit rechts aufführte. 64. Minute, 1:0, verdient.

Die Holländer versuchten natürlich noch, die Niederlage abzuwenden. Doch ihre Stilmittel waren nicht die, die man sonst von ihnen kennt. Am aussichtsreichsten waren noch Schüsse. Einer an die Latte (77.), den anderen meisterte Debütant Oliver Baumann (90.).
GÜNTER KLEIN

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