„Mein Gott, was macht der da?“

von Redaktion

Der Ex-Hachinger René Vollath über seinen Horrorstart beim TSV 1860

Selbstbewusst, fokussiert, laut: Torwartroutinier René Vollath bereichert das Team der Löwen mit seiner Persönlichkeit. © IMAGO

München – Die Wiesn-Grippe ist am Abklingen – dem Einsatz von René Vollath am Sonntag im Sportpark (19.30 Uhr) steht wohl nichts im Wege. Für den Torwartroutinier, im Sommer nach zähem Poker von der SpVgg Unterhaching zum TSV 1860 gewechselt, ist es das Spiel, auf das er seit Monaten hinfiebert. „Ich habe es schon visualisiert, als der Transfer noch gar nicht durch war“, verrät der 34-Jährige bei einer Presserunde an der Grünwalder Straße. Vollath wirkt fokussiert, selbstbewusst, klar im Kopf – eine echte Persönlichkeit. Auch die heikelsten Fragen beantwortet er überlegt und ausführlich. Die neue Nummer 1 der Löwen über . . .

. . . Derby-Vorfreude: „Die ist schon groß, muss ich zugeben. In meinem Kopf ist da schon sehr lange eine klare Vorstellung. Generell spiele ich alles, um zu gewinnen. Und dieses Spiel will ich natürlich auch gewinnen.“

. . . seine Identifikation mit den Löwen: „Ich bin immer sehr vorsichtig mit solchen Sachen. Man muss ja erst in einen Verein reinwachsen, das ganze Umfeld kennenlernen. Ich fühle mich seit Tag eins als Löwe, tue mich aber schwer mit dem ELiL-Post (= Einmal Löwe, immer Löwe“). Zu Hause haben wir ein Vorlesebuch, das heißt: ,Bist du ein Löwe so wie ich?‘‘ Es fühlt sich schon so an, aber ich bin keiner, der das rausposaunt. Es gibt Spieler, die sind viel länger da als ich. Und Wappen küssen oder so habe ich sowieso noch nie gemacht. Was ganz witzig ist: Wir haben diese Vorlesebücher auch mit Fuchs, Ente und Bär, aber Lucia (die einjährige Tochter/Red.) bringt zurzeit immer den Löwen.“

. . . Trainer Argirios Giannikis, den er noch aus Karlsruhe kennt: „Damals war Agi Co-Trainer unter Markus Kauczinski. Er war da auch schon hauptverantwortlich für Taktik, Matchpläne und wie wir anlaufen. Wir hatten drei Jahre zusammen. 24 war ich damals, lange her. Ich denke, wir haben uns beide seitdem verändert.“

. . . seinen Horrorstart bei 1860: „Du denkst natürlich nicht, dass du mit drei Niederlagen in die Saison startest und am zweiten Spieltag ein Tor bekommst, wo jeder von außen sagt: ,Mein Gott, was macht der da?‘ (beim Gegentor von VfB-II-Kapitän Dominik Nothnagel aus 60 Metern/Red.). Ich analysiere ja alles inhaltlich, aber da kannst du einfach nichts machen. Klar hat das in meiner Konstellation höhere Wellen geschlagen. Ich wusste ja vorher, auf was ich mich einlasse. Marco Hiller ist Fanliebling, seit 16 Jahren im Verein. Für mich war das eine Hypothek, aber ich habe diese Herausforderung bewusst gesucht, wollte herausfinden, ob man diesem extremen Druck standhalten kann. Ich denke, ich bin nicht eingebrochen und kann das jetzt als Erfahrung an die Jugend weitergeben.“

. . . den zähen Wechsel: „Es war eine Achterbahnfahrt, aber wenn ich so eine Entscheidung getroffen habe, gibt es für mich selten ein Zurück. Eigentlich war mein Ziel, schon zur Vorbereitung hier zu sein. Manni (Haching-Boss Schwabl/Red.) ist jemand, der knallhart verhandelt. Bei der Ablöse, die am Anfang im Raum stand (500 000 Euro), habe ich mich zwischendurch gefragt: Zieht er das ernsthaft durch? Am Ende sind wir so auseinandergegangen, dass wir uns immer in die Augen schauen können.“

. . . seine Spende an Haching, um die Freigabe zu bekommen: „Es stimmt, das war Part of the Deal. Wobei ich nicht weiß, an welchem Stammtisch das ausgeplaudert wurde. Die 20 000 lasse ich jetzt mal so stehen. Ich möchte aber betonen, dass die Spende noch aussteht. Wir haben gesagt, wir machen das ums Derby herum. Haching hat einen gemeinnützigen Verein, die können das Geld sicher gebrauchen. Manni ist wie ich ein Ehrenmann, wir haben uns die Hand gegeben – mal schauen, wann wir das erledigen.“

. . . die Favoritenrolle am Sonntag: „Das Momentum ist ein bisschen auf unserer Seite, definitiv. Wir sind auch gut gewachsen, Haching hat seit einiger Zeit nicht mehr gepunktet. Aber es ist in dieser Liga trotzdem jedes Spiel 50:50. Auch am Sonntag wird entscheidend sein, wer drüber geht und in den entscheidenden Momenten da ist.“
ULI KELLNER

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