Spätestens als der Russe Daniil Medwedew als Krieger verkleidet, auf einem Bären reitend, seine Waffe – den Tennisschläger – zückt, um einen Ball zu schlagen, wird klar: in diesem animierten Werbevideo wird geklotzt und nicht gekleckert. Dass es den Machern in Saudi-Arabien nicht am nötigen Kleingeld mangelt, ist nicht neu, doch der angesprochene Clip für den Six Kings Slam, der heute in Riad beginnt, stößt zumindest in der Tennis-Szene in eine neue Marketing-Dimension vor. Sechs „Könige“, neben Medwedew noch die Superstars Rafael Nadal, Jannik Sinner, Novak Djokovic, Carlos Alcaraz und Holger Rune, kämpfen um die Thronbesteigung.
Wer das knapp fünfminütige Meisterwerk sieht, der läuft in der Tat Gefahr, sich davon blenden zu lassen. Und genau das ist das Ziel. Mit riesigen Investitionen versucht Saudi-Arabien seit Jahren, sein in der westlichen Welt schlechtes Image aufzubessern – und der Sport öffnet dankend seine Arme. Die Bosse und Protagonisten im Fußball, im Motorsport, im Boxen oder im Golf lassen die Öl-Scheine nur so in ihre Geldbeutel regnen und auch der Tennis-Sport macht da keine Ausnahme. Bereits in den vergangenen Jahren fanden ähnliche Show-Events statt, damals aber noch im Dezember in der sogenannten Off-Season. Durch einen Kniff schaffte man es jetzt in eine turnierfreie Woche im ATP-Kalender. Zudem richtet der Wüstenstaat für die kommenden drei Jahre das Saisonfinale der besten acht Frauen aus und steigerte die Prämien dabei um knapp sechs Millionen auf etwa 15 Millionen Euro – das Niveau des Männer-Pendants im Vorjahr. Schönes Zeichen, aber auch schräg für ein Land, in dem eine Fitnesstrainerin noch im Mai zu elf Jahren Haft verurteilt wurde, weil sie durch zu freizügige Kleidung und Kritik am Vormundschafts-System die öffentliche Ordnung gestört hatte.
Auch Alcaraz & Co., die sich sonst über zu hohe Belastungen beschweren, lassen sich mit rund 1,4 Millionen Euro Schmerzensgeld fürstlich entlohnen. Offenbar beinhalten die geschlossenen Verträge auch einen Maulkorb, denn eine differenzierte oder gar kritische Auseinandersetzung mit dem Ausrichter-Land findet nicht statt. Interessanterweise bleiben nicht nur die eingekauften Spieler stumm, sondern fast die komplette Szene – Andy Murray mal ausgenommen. Schade für die Saudis, denn der zum Ritter geschlagene Schotte würde den Krieger am authentischsten verkörpern.