Abgeprallt: Carsen Edwards (am Ball) & Co. kamen in Belgrad zu spät in Fahrt. © IMAGO
München – Den Sturm der serbischen Begeisterung mussten die Basketballer des FC Bayern noch eine ganze Weile ertragen. Erst am Mittwochnachmittag hob der Münchner Tross wieder in Richtung Heimat ab. Und sie taten es mit dem unschönen Gefühl, mal wieder selbst die Chance auf mehr aus der Hand gegeben zu haben. 78:86 hatten die Bayern am Ende bei Partizan Belgrad verloren. Hatten sich knapp eine Halbzeit lang mit Intensität und einem Dreierregen (9 der ersten 10 Versuche saßen) überfahren lassen. Vor allem der Ex-Berliner Sterling Brown wurde zum bösen Geist. Mit 22 Punkten war er der Topscorer des Tages.
Erst in der zweiten Halbzeit machte der Double-Sieger dann doch deutlich, dass er auch in einem schwierigen Umfeld wie der Belgrad-Arena durchaus bestehen kann. Und dieser Charakter, mit dem sich sein Team gegen eine fast schon besiegelte Niederlage stemmte, war es auch, den Trainer Gordon Herbert mit auf den Heimweg nahm. „Ich bin sehr zufrieden, wie wir gekämpft haben.“
Doch es scheint einer der Punkte zu sein, in dem die Bayern bei ihren internationalen Auftritten schnell Schlüsse ziehen müssen. Schon zuletzt in Athen hatte man sich in der ersten Halbzeit vorentscheidend überrennen lassen. Gegen den massiv weiter aufgerüsteten Titelverteidiger mag das verzeihlich sein. Gegner wie Partizan Belgrad aber sind die Kategorie Widersacher, an die sich die Münchner im Rennen um die angepeilte Playoff-Qualifikation werden halten müssen. Oder wie es Oscar da Silva ausdrückt: „Wir dürfen die Gegner nicht so einfach ins Spiel kommen lassen.“
Das gilt natürlich noch mehr am Donnerstag (20.45 Uhr), wenn das Unternehmen Euroleague mal wieder in der heimischen Umgebung weitergeht. Zwei Wochen nach der Auftakt-Party gegen Real Madrid kommt Eurocup-Sieger Paris Basket in den SAP Garden. Im kniffligen Startprogramm eigentlich ein Pflichtsieg für die Bayern, die dann wohl auch wieder auf ihren in Belgrad noch geschonten Kapitän Vladimir Lucic zurückgreifen können. Aber was heißt schon Pflicht? Die Franzosen um den Ex-Bayern und Weltmeister Maodo Lo haben gerade erst gegen Euroleague-Champion Panathinaikos Athen bewiesen, dass auch sie schon als Debütant allemal das passende Format für die illustre Königsklasse haben.
Immerhin ist für die Bayern eine Sorge in ihrem neuen Luxus-Heim SAP Garden ein bisschen kleiner geworden. Das Tribünensystem, das zuletzt für einige Aufregung sorgte, wird zwar wohl bis auf Weiteres noch nicht in der endgültigen Fassung zur Verfügung stehen. Doch die Bayern einigten sich mit dem Hallenbetreiber auf eine verbesserte Übergangslösung, mit der man dann auch der finalen Hallenkapazität von 11 500 Plätzen schon ziemlich nahekommt. Immerhin 11 200 Zuschauer werden Auftritt Nummer zwei im Olympiapark verfolgen können. Gegen Real Madrid hatten die Münchner den Zugang auf 10 500 beschränken müssen.
PATRICK REICHELT