„René ist keine Nummer zwei“: Schwabl über den Ex-Hachinger Vollath, der nun bei 1860 das Tor hütet. © Imago
Große Wertschätzung füreinander: Haching-Boss Manni Schwabl (r.) und Neu-Löwe Patrick Hobsch, der bis Sommer für die SpVgg auflief. © Leifer/Imago
Unterhaching – Nicht mehr wegzudenken: Seit 2012 ist Manni Schwabl der starke Mann bei der SpVgg Unterhaching, Präsident des Vereins. Einst schnürte er für 1860 in der Bundesliga die Fußballschuhe. Vor dem Duell seiner SpVgg gegen die Löwen (Sonntag, 19.30 Uhr) spricht der 58-Jährige über das brisante Duell.
Manni Schwabl, das Derby steht an. Gibt es da beim erfahrenen Präsidenten noch schlaflose Nächte?
Wenn so ein Spiel vor der Türe steht, ist das schon etwas Besonderes. Da ist Brisanz drin, dafür braucht man nur auf die Tabelle schauen. Da ist ordentlich Druck auf dem Kessel. Schlaflose Nächte habe ich deswegen nicht, ich denke ja nicht nur ans Derby, dafür habe ich zu viele andere Themen auf der Agenda. Regeln müssen es ja eh die, die auf dem Platz stehen.
Mit Schiffler, Hobsch und Vollath kehren drei Ex-Spieler in den Sportpark zurück. Was erwarten Sie für einen Empfang?
Ich erwarte von unseren Zuschauern, dass die drei mit Respekt empfangen werden. Die hatten einen brutalen Anteil daran, dass wir letztes Jahr so eine gute Saison gespielt haben. Wenn der Schifferl mal einen ummäht und dann ausgepfiffen wird, gehört das im Stadion ja dazu. Aber von der Grundhaltung her erwarte ich Respekt. Wenn Stiefler oder Knipping spielen, wird der Hobschi natürlich schon den ein oder anderen Schienbeinschoner brauchen (lacht).
Gibt es mit den drei Spielern und 1860 also nach wie vor ein gutes Verhältnis? Zwischendurch hatte man das Gefühl, dass die Stimmung zwischen den Vereinen angespannt ist.
Hobschi hat ohnehin immer mit offenen Karten gespielt. Da gab es im Winter schon Anfragen, da gab es immer ein offenes Visier. Bei Schifferl hatten wir keinen Einfluss, er war ja nur ausgeliehen. Bei Vollath war die Situation anders, er hatte noch einen laufenden Vertrag. Gegen Halle haben wir damals kurzfristig noch mal die Aufstellung umgeschmissen, weil 1860 vorher verloren hatte und richtig Brisanz in der Partie war. Hobsch und Vollath hätten eigentlich gar nicht gespielt. Wir waren schon gerettet und wollten junge Spieler reinwerfen. Im Endeffekt haben wir dann 1:0 gewonnen, das hat den Löwen sicherlich sehr geholfen. Wenn dann durchsickert, dass 1860 mit Vollath verhandelt, war ich natürlich nicht ganz erfreut … Darüber habe ich mich mit Christian Werner auch ausgesprochen. Mit Vollath haben wir einen Deal für den guten Zweck ausgehandelt und da wir beide Ehrenmänner sind, wird der auch erfüllt. Er ist halt einfach keine typische Nummer zwei, vielleicht haben wir das beide unterschätzt. Wir setzen aber voll auf Konstantin Heide und standen immer hinter der Entscheidung, das wusste René aber auch. Er ist noch so dermaßen fit, der kann noch fünf Jahre spielen.
Vor der Saison haben Sie angekündigt, noch mal drastisch zu verjüngen. Mit Schwabl, Skarlatidis, Maier, Stiefler und Knipping gibt es eine sehr erfahrene Achse. Ist die Verjüngung trotzdem gelungen?
Ich hatte mal den Traum, dass wir nur noch mit eigenen Nachwuchstalenten spielen. Das war aus der Emotion heraus. Aber diese 3. Liga entwickelt sich sportlich immer mehr. Um die richtigen Toptalente richtig zu fördern, braucht man diese Achse. Ich habe nach neun Spielen eine Bestandsaufnahme gemacht. Bei 25 Spielern im Kader, von denen ich sage, dass man sie jederzeit bringen kann, haben wir einen Schnitt von 23,6 Jahren. Auf dem Spielfeld kann der Schnitt dann auch über 25 sein. Aber ich glaube schon, dass wir mit den jüngsten Kader in der Liga haben. Eins ist aber wichtig …
Nämlich?
Mit den Themen die anstehen, dem Stadionkauf und der Kooperation mit Bayern, darf es uns heuer nicht erwischen. Das ist der Hauptfokus. Kein Abstieg und die Entwicklung von jungen Talenten, das ist die Maßgabe.
Maurice Krattenmacher hat von Haching den Sprung in die 2. Bundesliga zu Ulm geschafft. Verfolgen Sie seine Entwicklung noch intensiv?
Das ist doch Ehrensache. Er und seine ganze Familie sind mir ans Herz gewachsen. Ich habe den Markus Thiele von Ulm getroffen, der ist auch total begeistert. Maurice tritt weiter demütig und bodenständig auf. Ich habe selten einen Mittelfeldspieler gesehen, der mit so einer Dynamik und so einem Tempo auftritt. Da sehe ich nur den Marco Reus (früher Dortmund). Maurice beweist sich in der 2. Bundesliga. Das ist auch ein Ausrufezeichen und eine Bestätigung für unseren Weg. Sein jüngerer Bruder Wesley (16, Anm. d. Red.) stand auch schon bei uns im Kader. Der hat zu mir gesagt, dass er mal besser werden will als Maurice. Da habe ich nur gesagt: Wesley, dann los und da schau mer mal (lacht).
Beim letzten Derby gab es die Einlaufsenioren, nun Kinder, die vom Palliativteam „Kleine Riesen“ des Klinikums Schwabing/Rechts der Isar versorgt werden.
Da geht mir jetzt schon das Herz auf. Mit den Derbys haben wir eine große Bühne, da wollen wir auf soziale Themen aufmerksam machen. Beim letzten Mal hatten wir die Senioren, die unser Land mitaufgebaut haben, und nun Altersarmut erleben müssen. Nun wollen wir den Kindern eine Freude bereiten und die herausragende Arbeit der Ärzte und Pfleger würdigen. Da bin ich sehr stolz auf meine Leute, insbesondere auf Klaus Maier, die diese Themen vorantreiben.
INTERVIEW: NICO M. SCHMITZ