ZUM TAGE

Wenn Geld fließt, weicht die Skepsis

von Redaktion

Club-WM im Frühsommer 2025

Aus Sicht eines Fußballfans war die Urlaubsplanung früher kinderleicht. Das Saisonfinale abwarten, im Falle einer 1860-Affinität noch einen Puffer für die Relegation einplanen, was meist frühzeitig verworfen werden konnte. Der ganze Juni, beste Reisezeit, lag dann vor einem. Natürlich nur in ungeraden Jahren, denn selbstredend ist der Frühsommer der geraden Jahre reserviert – für ausgiebigen Konsum von WM- und EM-Turnieren in den herrlichen Münchner Biergärten.

Ein Jahr reisen, ein Jahr berieseln lassen. Diese bewährte Praxis wird künftig von den Spaßbremsen der FIFA torpediert. Der Grund, den man zu lange verdrängt hat: Im Juni/Juli 2025 feiert tatsächlich das Monster-Konstrukt namens „FIFA Club-WM“ Premiere. Bedeutet: Zwischen 15. Juni und 13. Juli verbietet sich eine Urlaubsbuchung, wenn man am Fußballstammtisch noch mitreden möchte. Pralles Mattscheiben-Programm statt Mußestunden in der Provence. Die nächste Dukatenschleuder von Gianni Infantino wird Realität! Dabei waren doch alle immer dagegen. Die Fans, die Fußballer, auch die Funktionäre….

Doch was ist das? Die Nachrichtenagenturen tickern, dass Karl-Heinz Rummenigge die Club-WM ziemlich toll findet. Sie werde für Begeisterung sorgen, sagt der frühere Bayern-Boss. Ähnlich hatte sich zuvor auch Hans-Joachim Watzke geäußert. Anfängliche Bedenken scheinen wie weggeblasen zu sein, wobei der gut vernetzte Rummenigge schon 2019 erklärt hatte: „Die bisherige Club-WM jedes Jahr im Dezember ist ein Nonsens-Wettbewerb. Ich verstehe die FIFA, dass dieser Wettbewerb reformiert werden soll.“ Das Ergebnis ist typisch für Infantinos Raupe-Nimmersatt-Mentalität: 63 Spiele statt 7, 32 Teilnehmer (aus Deutschland Rummenigges Bayern und Watzkes BVB) – ausgetragen auf der Bühne Nordamerika, die praktischerweise gleich für das WM-Turnier ein Jahr später beworben wird.

Kohle wird reichlich fließen, und dann verflüchtigt sich auch schnell anfängliche Skepsis. Der Vorteil von Rummenigge, Watzke & Co.: Sie müssen ja nicht selber auf dem Rasen schwitzen, denn das machen Profis wie Rodri von Manchester City, der kürzlich damit gedroht hatte, in Streik zu treten – wegen der Überbelastung, die der zunehmend vollgestopfte Rahmenterminkalender mit sich bringt. Und was machen wir Fußball-Junkies? Erst mal am Stammtisch schimpfen, dann die Urlaubspläne verschieben. Balkonien statt Balkan-Rundreise. Erstmals seit dem Confed-Cup 2017 wird wieder ein ungerader Frühsommer zum TV-Marathon. Man will ja nichts verpassen.

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