Deutliche Worte: Pesic nutzte das Euroleague-Spiel gegen Paris zur Kritik. © IMAGO
München – Zu später Stunde – im SAP Garden kehrte gerade langsam wieder Ruhe ein – sah Marko Pesic die Zeit gekommen, sich zu Wort zu melden. Und der Chef der Basketballer des FC Bayern richtete den Blick schon wieder nach vorne. Weg von diesem spektakulären Euroleague-Fight gegen Paris, den die Münchner mit 109:107 gewannen. Der nächste Programmpunkt auf dem wilden Ritt durch diese frühe Saisonphase erregte den Unmut des Münchner Machers.
Schon am Samstag um 16 Uhr müssen die Bayern beim Mitteldeutschen BC ran. Die Partie war im Interesse einer Fernsehübertragung des MDR vom ursprünglichen Abendtermin (20 Uhr) nach vorne verlegt worden. „Uns um 16 Uhr nach Leipzig zu schicken, ist eine Unverschämtheit, eine Frechheit“, polterte Pesic, „wir sind keine Sau, die man durchs Dorf treibt.“
Was die Sache doppelt pikant macht: Eigentlich schreibt die Spielordnung der Basketball-Bundesliga (BBL) eine Pause von mindestens 48 Stunden zwischen zwei Pflichtspielen ihrer Clubs vor. Alleine: „Es ist eine Soll-Regel“, wie BBL-Präsident Alxander Reil sagt. Mit anderen Worten: Bei gewichtigen Gründen kann die BBL GmbH auch von dieser Regel abweichen. Und eine Plattform in einem öffentlich-rechtlichen Sender ist ein gewichtiger Grund für eine Liga, die ansonsten vornehmlich in Bezahlsendern festsitzt.
Ob die Ansetzung deshalb sinnvoll ist, ist auch für Reil eine andere Frage. Der Mann, der auch Chef der Riesen Ludwigsburg ist, drückt es diplomatisch aus: „Ich kann die Nicht-Begeisterung des FC Bayern verstehen.“
Zumal die Bayern aus einer ohnehin heftigen Woche mit Auftritten in Bonn (Sonntag), Belgrad (Dienstag) und nun dem Heimkrimi gegen Paris kommen. Um zumindest die Reisestrapazen zu verringern, trieb der Club kurzfristig noch einen Charter auf, mit dem man bereits am Freitag aus Manching in Leipzig einschwebte. Kostenpunkt: Dem Vernehmen nach 30 000 Euro. Für Pesic, der die Reise nach Leipzig selbst nicht mitmachen wird, irrelevant: „Es geht nicht ums Geld, es geht um die Spieler. Man muss sich nicht wundern, wenn die irgendwann einmal sagen: ´Mit mir nicht mehr`.“
Und die Dinge werden nicht viel besser. Schon Ende des Monats wartet eine vergleichbare Woche mit einem Heimspiel gegen Würzburg (27.10.) und den Reisen nach Bologna (29.), Lyon (1.11.) und Braunschweig (3.11.). Erneut bleiben gleich zweimal keine 48 Stunden zur Regeneration. Und schon jetzt haben die Bayern mit Kapitän Vladimir Lucic (Oberschenkel) und Niels Giffey (Hand) die ersten Ausfälle.
Vom Faktor Wettbewerbsgerechtigkeit ganz zu schweigen. Leicht vorstellbar, wie die Konkurrenz im Abstiegsrennen es kommentieren wird, falls der Mitteldeutsche BC am Samstag gegen kräftemäßig angeknackste Bayern gewinnt. Jedenfalls sieht auch Alexander Reil noch einmal Gesprächsbedarf. „Es ist ein schwieriges Thema, aber man muss sich sicherlich schon fragen: Was genießt Priorität?“, sagte der Ludwigsburger, „Ich denke schon, dass die Interessen der betroffenen Vereine hoch zu bewerten sind.“
Ziemlich wahrscheinlich, dass das knifflige Thema schon bei der nächsten Tagung der Bundesliga-Clubs auf der Tagesordnung steht. Die findet schon im Laufe des November statt.
PATRICK REICHELT