Pyro-Aktionen beschäftigen die Politik. Wie hier beim Spiel zwischen Augsburg und Mainz. © Imago
BVB-Boss Watzke (links) und DFB-Präsident Neuendorf. © Imago
München – Weiterhin klare Ablehnung von Pyrotechnik, härteres Vorgehen gegen Individualtäter statt Kollektivstrafen – aber wenig Konkretes. Der mit Spannung erwartete Sicherheitsgipfel hat zwar einige „Fortschritte“ gebracht, es bleibt allerdings in zahlreichen Punkten noch sehr viel Arbeit. Politik und Sport haben sich jedoch beim Thema „Gewalt im Fußball“ am Freitag in München zumindest angenähert.
„Der Besuch eines Fußballspiels ist sicher. Aber wenn wir es schaffen, dass er noch sicherer wird, ist das sehr gut. Wir sind erst am Anfang“, sagte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke für die Fußballseite im Anschluss. Die dreistündigen Diskussionen in der Konzernzentrale der Flughafen München GmbH seien „durchaus konstruktiv, aber auch mal konfrontativ“, gewesen. Es sei „wichtig, dass dieses Treffen stattgefunden hat“, sagte hingegen Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Man sei in „einigen Punkten vorangekommen, aber es bleibt noch was zu tun“.
Konkrete Maßnahmen wurden auf der knapp 45-minütigen Pressekonferenz nur wenige eingeführt. Es sei beschlossen worden, die Einführung einer „zentralen Stadionverbotskommission mit einheitlichen Kriterien“ voranzutreiben, betonte Herrmann. So werde künftig mehr „den entscheidenden Tätern auf die Füße“ gestiegen, ergänzte Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote. Das Thema Kollektivstrafen habe man zwar „andiskutiert, aber nicht weiterdiskutiert. Das stellen wir ausdrücklich zurück“, führte Herrmann aus.
Beim Thema Pyrotechnik dürfen die Fans allerdings keinerlei Entgegenkommen erwarten. „Pyrotechnik hat in unseren Stadien nichts verloren. Da gibt es keinen Anlass zu Änderungen“, sagte Herrmann. Diesbezüglich habe es „keinen Dissens“ beim Sicherheitsgipfel gegeben, ergänzte Watzke. Es gehe dabei zwar nicht um eine drohende „Riesenkatastrophe. Nichtsdestotrotz ist es gefährlich. Wir sind die Veranstalter und können das deshalb nicht erlauben.“
Generell gehe es „um eine kleine Gruppe von Menschen, die in und um die Stadien für Unruhe sorgen“, so Neuendorf: „Die Kernschmelze ist nicht eingetreten und wird auch nicht eintreten.“ Herrmann relativierte allerdings, dass die Zahl von Verletzten rund um Fußballspiele höher als vor der Coronakrise sei.
Die Fan-Organisation „Unsere Kurve“ hält die geplante Einführung einer zentralen Kommission für Stadionverbote für nicht zielführend. „Lokale Stadionverbotskommissionen haben sich über mehr als zehn Jahre bewährt“, teilte die Fan-Vereinigung nach dem Fußball-Sicherheitsgipfel in München mit.
Dass Politik und Profifußball an einem Verbot von Pyrotechnik festhalten, kritisierte „Unsere Kurve“ ebenfalls. Dies sei wirkungslos, hieß es. „Es ist nun genau das eingetreten, was von Fanseite prognostiziert wurde – populistische Forderungen werden rausposaunt, aber Sachkenntnis ist nirgends zu erkennen. Das passiert, wenn man nicht miteinander, sondern nur übereinander spricht“, sagte der Sprecher von „Unsere Kurve“.
DPA/SID