Gut beschäftigt war Augsburgs Abwehr um den amerikanischen Torhüter Strauss Mann. Hier versuchen die Panther, dem Münchner Tobias Rieder die Schussbahn zu versperren. © kolbert-press
München – Erstes Heimspiel für Max Kaltenhauser, der vor knapp einer Woche beim EHC Red Bull München vom Assistenten zum Chef aufgestiegen ist, erstes Derby gegen den Lieblingsfeind derer, die in der Nordkurve stehen. Die Rivalität zwischen „Retorte“ (Augsburger über München) und „Westvorstadt“ (Münchner über Augsburg) hatte der 43-Jährige bislang aus der Distanz seines Jobs in Regensburg beobachtet, sich nun aber eingearbeitet: „Das weiß auch ich, was dieses Derby für die Münchner Fanseele bedeutet“, sagte er, bevor der erste Puck eingeworfen wurde. Als die Schlusssirene ertönte, lagen Schatten auf besagter Seele. Der EHC hatte verloren, 2:4 (0:1, 2:1, 0:2).
Gast Augsburg strebte im SAP Garden die Stimmungshoheit an, über ihre Social-Media-Kanäle unkten die Panther, dass den 1000 mitgereisten Augsburgern nur 800 singende Münchner gegenüberstünden (die Halle war mit 10368 Leuten gefüllt). Wie schon in der vergangenen Saison tat der EHC sich schwer, in einen Derby-Modus zu kommen. Augsburg spielte sehr konzentriert, sehr geordnet und der Einheimischen-Sturm mit Alex Oblinger und den Elias-Brüdern Moritz und Florian mit viel Feuer. Und der AEV ging fast zwangsläufig in Führung. München hatte dank Tormann Niederberger gerade eine (zeitweise doppelte) Unterzahl überstanden, da brachte Oblinger doch noch den Puck an ihm vorbei und lachte mit seiner Schneidezahnlücke aus einem langen Eishockeyleben in die Fankurve (11.).
Im zweiten Durchgang setzte der EHC mehr Druck auf, war aber auf sein funktionierendes Überzahlspiel angewiesen, um zu Toren zu kommen. Tobias Rieder zum 1:1 (30.) und Markus Eisenschmid (38.) zum 2:2 landeten die Volltreffer, denen die Panther aber einen Konter entgegensetzten (Busdeker, 31.). Im Spiel in Gleichzahl wirkten die Münchner nervös.
Mit 2:2 und offenen Visieren ging es in die finalen 20 Minuten. Der EHC drückte, erhöhte die Schussfrequenz, traf die Latte (Ben Smith) und die Ausrüstungsgegenstände von Strauss Mann im Panther-Tor. Das Tor lag in der Luft – fiel aber auf der anderen Seite. Im versuchten Aufbau des nächsten Angriffs fuhr EHC-Angreifer Andi Eder vor dem eigenen Tor vorbei – und der Augsburger D.J. Busdeker stibitzte ihm die Scheibe vom Schläger zum neuerlichen Münchner Rückstand (52.). Von diesem Erlebnis beflügelt flogen die Schwaben noch zum vierten Tor durch Riley Damiani im Powerplay (57.). Dieses 4:2 brachten sie gegen die die letzten drei Minuten ohne Torwart anrennenden Münchner ins Ziel.
GÜNTER KLEIN