„Freut uns ganz besonders“: Jamie Leweling krönte sein Debüt in der Nationalmannschaft mit einem Tor. © IMAGO
Torwart Alexander Nübel (li.) & Co. wollen Harry Kanes Torflaute verlängern. © IMAGO/Hoermann
Stuttgart – Am Montag saß Alexander Wehrle auf der Tribüne der Allianz Arena. Beim Sieg der DFB-Elf gegen die Niederlande blickte der Vorstandsvorsitzende des VfB stolz auf den Rasen, wo die Stuttgarter Akteure um Torschützen Jamie Leweling entscheidende Rollen spielten. Wenn am Samstag (18.30 Uhr) der nächste Anpfiff in der Arena ertönt, soll es genauso erfolgreich weitergehen. Im Südgipfel haben sich die Schwaben viel vorgenommen, wie der 49-Jährige im Kurz-Interview verrät.
Herr Wehrle, bei der WM vor zwei Jahren stand kein einziger VfB-Spieler im DFB-Aufgebot – nun stellt man mit sechs Spielern den größten Block. Geht es Ihnen manchmal zu schnell – oder kann so etwas gar nicht zu schnell gehen?
Eine Nominierung zur Nationalmannschaft ist eine Auszeichnung für den jeweiligen Spieler, aber natürlich auch für das Trainerteam und den gesamten Verein. In der vergangenen Länderspielpause waren nicht nur sechs Spieler vom VfB im Aufgebot von Julian Nagelsmann, insgesamt haben wir 14 Spieler zu verschiedenen Auswahlteams abgestellt. Eine beachtliche Anzahl, auf die wir sehr stolz sind und die zeigt, was für eine positive Entwicklung der VfB in den vergangenen Monaten genommen hat.
Aber?
Aber: Wir haben nicht vergessen, wo wir herkommen, der Abstiegskampf und die Relegationsspiele haben uns dahingehend geprägt. Wir bleiben demütig und wissen, dass es nicht selbstverständlich ist, innerhalb von drei Tagen gegen Bayern München und Juventus Turin zu spielen.
Den Namen Jamie Leweling kennt spätestens seit Montag ganz Fußball-Deutschland. Auch im VfB-Trikot sorgt er seit Wochen für Furore. Dabei war Sebastian Hoeneß zu Beginn der Vorbereitung unzufrieden mit ihm, hat ein Gespräch gesucht. Beschreiben Sie doch mal die Entwicklung!
Wir waren von Anfang an davon überzeugt, dass Jamie die fußballerischen Fähigkeiten und auch die Mentalität mitbringt, um eine wichtige Rolle bei uns zu spielen. Er wurde schnell zu einem wesentlichen Faktor auf dem Weg zur Vizemeisterschaft und wir haben uns schnell dazu entschieden, die vereinbarte Kaufoption zu ziehen. In der laufenden Spielzeit hat er seine Qualitäten auch auf internationaler Ebene unter Beweis gestellt, beispielsweise beim Champions-League-Spiel in Madrid oder jetzt ganz aktuell in der Nations League gegen die Niederlande. Dass er sein tolles Debüt im Nationaltrikot noch mit einem Tor gekrönt hat, freut uns natürlich ganz besonders.
Sein nächstes Ziel dürfte ein Tor gegen die Bayern sein, oder?
(lacht) Die Bayern spielen bislang eine beeindruckende Saison, sind in der Liga ungeschlagen, das Torverhältnis von 20:7 spricht für sich. Ein Auswärtsspiel in der Allianz Arena zählt zu den größten Herausforderungen, die es im Fußball gibt. Um dort zu bestehen, brauchen wir eine Topleistung – in allen Mannschaftsteilen.
Kommt die Torflaute von Harry Kane gerade recht – oder macht ihn das noch gefährlicher?
Harry Kane hat in den vergangenen Jahren mit seiner Torquote Maßstäbe gesetzt, er ist einer der besten Stürmer in Europa. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er wieder trifft. Nach unserem Spiel darf er gerne wieder mit dem Toreschießen anfangen…
Sie begegnen dem FC Bayern am Samstag als Vizemeister. Schwingt in diesem Südgipfel auch das Wort „Prestige-Duell“ mit – und was erwarten Sie für ein Spiel?
Die Duelle zwischen dem VfB und den Bayern sind traditionell torreich, deshalb würde ich mich nicht wundern, wenn es auch am Samstagabend offensiv zur Sache gehen würde. Wir haben die Bayern am letzten Spieltag der vergangenen Saison überholt und sind Vizemeister geworden. Dennoch sind die Bayern der Favorit und wir sind der Herausforderer. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass wir uns verstecken wollen.
INTERVIEW: HANNA RAIF