Konrad Laimer bezeichnete den FC Bayern jüngst als „Haifischbecken“. Diese Aussage hatte der Österreicher freilich auf den Konkurrenzkampf beim deutschen Rekordmeister auf dem Platz bezogen – doch auch in der Münchner Führungsetage werden gerne mal die Ellenbogen ausgefahren. Jüngstes Opfer: Vorstandschef Jan-Christian Dreesen.
Dass der Führungsstil und gewisse Charaktereigenschaften des CEO intern nicht unumstritten sind, ist für aufmerksame Beobachter des Vereins keine Neuigkeit. Ebenso wie besagter Zeitschriften-Zwischenfall. Die entscheidende Frage: Warum werden diese und andere Anschuldigungen wenige Wochen vor der für Dreesen zukunftsweisenden Aufsichtsratssitzung am 11. November publik? Und: Wer hat ein Interesse daran?
Als CEO war Dreesen dem FC Bayern immer loyal gegenüber
Diese und weitere Fragen kann final nur der „Whistleblower“ beantworten. Mit dem gezielten Durchstecken dieser Informationen wollte man einen Flächenbrand an der Säbener Straße entfachen, doch der erhoffte Skandal kam eher auf Sparflamme daher. Darum steht einer Verlängerung mit dem Münchner Vorstandschef über seinen im Sommer 2025 auslaufenden Vertrag hinaus wohl nichts mehr im Wege. Zwar hat sich der Aufsichtsrat als Kontrollgremium Gedanken über gewisse Persönlichkeiten aus der Welt des Sport-Managements gemacht, doch letztendlich konnten die Alternativ-Kandidaten den Aufsichtsrat augenscheinlich nicht final überzeugen.
Dreesen war dem deutschen Rekordmeister trotz aller Kritikpunkte hingegen stets loyal gegenüber. Zudem weiß er seine Rolle als CEO neben einem starken Sportvorstand (Max Eberl) und nicht weniger starken Aufsichtsräten (Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge) zu interpretieren. Das größte Vermächtnis könnte Dreesen dem FC Bayern hinterlassen, indem es ihm gelingt, Vereinsikonen wie Thomas Müller oder Manuel Neuer von einem Funktionärsamt zu überzeugen. Jüngst hatte Rummenigge diese Idee öffentlich platziert.
Quasi eine Art Spieler-CEO? Müller drückt noch auf die Bremse: „Ich kann verstehen, was Karl-Heinz Rummenigge meint, das ist aber noch Zukunftsmusik. Aktuell spielt die Band noch nicht.“ Noch gibt Jan-Christian Dreesen weiter den Ton an.