Ohne Energie, ohne Punkte

von Redaktion

75:79 – Bayern-Basketbaler verpatzen die heiß diskutierte Reise zum MBC

Schmerz lass nach: Andreas Obst (am Ball) bekam die Dinge in Weißenfels zu keiner Zeit in den Griff. © IMAGO

Weißenfels – Gut eine Minute vor Schluss nahm Nick Weiler-Babb die Sache noch einmal in seine Hände. Der Deutsch-Amerikaner in Diensten der Basketballer des FC Bayern stürmte in Richtung Korb. Doch statt in Richtung Reuse beförderte Weiler-Babb den Ball geradewegs ins Nichts. Es war eine Situation, die viel aussagte über den Münchner Auftritt am Samstagnachmittag in der Weißenfelser Stadthalle. An dessen Ende eine 75:79-Niederlage beim Mitteldeutschen BC.

Und auch Nationalspieler Oscar da Silva tat sich schwer mit der Frage, was man von diesem Ausflug nach Sachsen nun halten sollte. „Wir haben heute einfach nicht die nötige Energie und Konzentration an den Tag gelegt“, sagte er lapidar, „das hat der MBC bestraft.“ Worte, bei denen es natürlich nahe liegt, auf das Münchner Programm der letzten Tage zu schauen. Natürlich litten die Münchner unter den drei Einsätzen in sechs Tagen, die sie nach Weißenfels mitbrachten – bis hin zum Krimi gegen Paris Basket am Donnerstagabend. Satte 21 Ballverluste sind schon ein sicheres Zeichen für fehlende Konzentration.

Und bei allem Verständnis für die Verstimmung der Münchner Verantwortlichen über die fragwürdig frühe Ansetzung der Partie – man dürfte sich im Bayernlager schon Gedanken machen, ob eine Partie wie diese dem Double-Sieger nicht noch auf die Füße fallen wird. „Unser Kader ist tief genug, um so einer Belastung Stand zu halten“, sagte da Silva zwar. Doch den tiefen Kader spielte sein Trainer Gordon Herbert gar nicht erst aus. Andi Obst (3 Punkte) schuftete fast 33 Minuten und alle 33 fielen bemerkenswert unglücklich aus. Auch für Carsen Edwards (29), Weiler-Babb (26), Johannes Voigtmann (26) oder Devin Booker (24) war einmal mehr Hochbetrieb.

Bayerns Basketballchef Marko Pesic hatte am Donnerstag darauf gehofft, dass Neuzugang Kevin Yebo ein bisschen mehr in die Bresche springen können wird. Der Forward, der im Vorjahr im Chemnitzer Trikot zeitweise sogar als Kandidat für den wertvollsten Spieler der Saison gehandelt wurde, hat Trainingsrückstand und fremdelt noch leicht mit dem neuen Umfeld. Für Herberts Vertrauen reicht das bisher noch nicht – am Ende stand für Yebo eine dicke Null. Zugegeben: Dass auch Kapitän Vladimir Lucic wegen seines „Pferdekusses“ am Oberschenkel nach den beiden Euroleague-Einsätzen in Belgrad und gegen Paris auch den Trip nach Weißenfeld auslassen musste, machte die Sache nicht einfacher.

Personell nachrüsten, das stellte Pesic am Donnerstag klar, wird man zumindest vorerst nicht. „Das ist kein FIFA-Managerspiel“, sagte der Bayern-Chef, „leider.“

Beim aufopferungsvoll kämpfenden MBC wird man sich für derlei Diskussionen wenig interessieren. Der erst zweite Sieg in der gemeinsamen BBL-Geschichte wird die Sachsen im Abstiegsrennen mächtig beflügeln. Bei Kellerrivale Göttingen dürfte man die Sache dagegen zähneknirschend verfolgt haben. Den Trip nach Niedersachsen hatten zu Saisonbeginn ziemlich ausgeruhte Bayern nach einer kompletten Woche Pause angetreten. Und wenig überraschend ein 95:81 mitgenommen.
PATRICK REICHELT

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