Wer ist der Ballermann?

von Redaktion

Kane und Lewandowski mit Rückenwind ins direkte Duell

Robert Lewandowski schoss zwei Tore gegen Sevilla. © Lago/AFP

Harry Kane traf dreimal gegen den VfB Stuttgart. © IMAGO

Breite Brust: Lewandowski liefert seit Wochen im Barca-Trikot ab. Am Sonntag traf er wieder doppelt. © IMAGO

Drei Tore als Antwort auf die Krise: Harry Kane erledigte Stuttgart quasi im Alleingang. © IMAGO

München – Wenn am Mittwoch um 21 Uhr im Olympiastadion von Barcelona der Anpfiff ertönt, wird in einer Wohnung in Estland ein Fernseher garantiert laufen. Denn natürlich will auch Alex Tamm sehen, was zwischen dem FC Barcelona und dem FC Bayern – oder besser gesagt zwischen Robert Lewandowski und Harry Kane – passiert. Der 23 Jahre alte Stürmer steht bei Nomme Kalju unter Vertrag, aktuell Tabellenzweiter der Meistriliiga, und man kann sagen, dass er sich mit Toren relativ gut auskennt. Sogar so gut, dass Tamm die aktuelle UEFA-Wertung zum „Goldenen Schuh“ anführt, während Lewandowski auf Platz zwei und Kane auf Rang 14 liegen.

Zur Einordnung muss man erklären: Tamm, Marktwert 450 000 Euro, hat bereits 31 Saisonspiele in den Knochen, während Lewandowski in Spanien mit Tabellenführer Barca zehn Mal und Kane für die Bayern in erst sieben Liga-Spielen auflief. Trotzdem sind die 27 Tore des estnischen Nationalspielers eine echte Hausnummer. Im Fernduell versuchen Kane und Lewandowski, in der Liga vorbeizukommen – an diesem Mittwoch aber geht es um eine andere Wertung. Die Frage, die das Duell der beiden Schwergewichte begleitet: Wer ist der beste Ballermann auf europäischer Bühne?

Die Generalprobe hätte für beide nicht besser laufen können. Etwas mehr als 30 Stunden, nachdem Harry Kane am Samstagabend mit dem nächsten Spielball aus der Allianz Arena marschiert war, legte Lewandowski am Sonntagabend mit zwei Treffern beim 5:1 (3:0) gegen den FC Sevilla nach. Durch den neunten Sieg im zehnten Ligaspiel behauptet Barca die Tabellenführung und tritt die Hammer-Woche mit den Partien gegen Bayern und Real Madrid auch dank ihres wiedererstarkten Stürmers mit breiter Brust an. Sieben Tore hat der Ex-Bayer in den vergangenen drei Partien erzielt, zwei Doppelpacks und einen Hattrick. Da lief es für Kane in den vergangenen Wochen weniger gut.

Mehr als 400 Minuten war der 31-Jährige im roten Trikot ohne Treffer, ehe es am Samstag beim 4:0 gegen Stuttgart gleich drei Mal klingelte. Als „Stürmerschicksal“ bezeichnete Kane die Durststrecke – und verriet hinterher: „Jetzt bin ich einfach nur glücklich.“ Zumal ihm gegen Stuttgart der erste lupenreine Hattrick in München gelang. Der letzte übrigens war jenem Mann geglückt, der ihm am Mittwoch die Show stehlen will: 2015 traf Lewandowski gegen Wolfsburg allerdings nicht nur drei, sondern fünf Mal. Und er brauchte auch keine Halbzeit lang, sondern gerade 8:59 Minuten.

Zweifellos hat der heutige Barca-Spieler im Bayern-Dress Bestmarken hinterlassen. Und genau das macht dieses Duell auch so brisant. Kane bezeichnet seinen Vorgänger im Sturmzentrum als „einen der besten Stürmer meiner Generation“, wohl wissend, dass der mit 36 Jahren noch einmal aufblüht. 67 Minuten braucht Lewandowski im Schnitt für einen Treffer, Kane 74. Noch aussagekräftiger sind die „expected goals“: 11.63 von Lewandowski stehen 5.53 von Kane gegenüber. Dafür hat Lewandowski neun Großchancen vergeben – Kane nur fünf.

Wie man es dreht und wendet: Gut – oder besser Weltklasse – sind an einem guten Tag beide. Und ist das Wort „speziell“, das Kane mit Blick auf das Spiel verwendete, aufs ganze Team, aber vor allem die beiden Herren ganz vorne bezogen. Der eine will gegen seinen Ex-Club, der andere gegen seinen Vorgänger beweisen, dass er der Beste ist. Darum geht es auf höchstem Niveau – und bei allem Respekt: das weiß auch der temporäre „Goldene Schuh“ Alex Tamm.
H. RAIF, P. KESSLER, M. BONKE

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