Magier, Millionen und ein Münchner

von Redaktion

Die NBA startet in ihre 77. Saison – Favorit ist Titelverteidiger Boston

Die US-Hoffnung: Cooper Flagg. © IMAGO/Nash

Moritz und Franz Wagner. © IMAGO/Medina

War es nur ein Marketinggag? Lebron James und sein Sohn Bronny starten für die Lakers. © IMAGO/Crenshaw

Ein Münchner in Orlando: Tristan da Silva, ausgebildet beim DJK München und in Schwabing, spielt jetzt NBA. © IMAGO/Gonzales

München – Der Zirkus ist zurück. Wobei man sagen muss: Für die NBA und ihre Seifenoper-Verhältnisse war das ein ausgesprochen ruhiger Sommer. Kaum zu glauben, aber es ging vorrangig um Basketball. Nach den großen Erfolgen von Frankreich, Serbien und Deutschland bei Olympia fürchten die Amerikaner endgültig um ihre Vormachtstellung. Die besten Spieler der Welt kommen nicht mehr aus den Staaten – und das kratzt am Ego der Basketballnation. Wie beruhigend für die US-Seele, dass die Stars alle in den USA untergebracht sind und in der Nacht auf Mittwoch in ihre 77. Saison starten.

■ Vater, Sohn & 1400 Toiletten

War’s ein Marketinggag oder der Drang, den eigenen Star zufrieden zu stellen? Auf jeden Fall schreiben die Los Angeles Lakers Geschichte. In der Talentschau verpflichteten sie den Sohn ihres Superstars LeBron James, der auf den Spitznamen Bronny hört. Erstmals werden Vater und Sohn gemeinsam auf einem NBA-Feld stehen. Wahrscheinlich schon im ersten Spiel gegen Minnesota. Nachdem sich der Trubel lichtet, dürfte der kleine James in der zweitklassigen Entwicklungsliga verschwinden. In Sachen Talent und Können reicht er keineswegs an seinen Vater – mittlerweile 39 Jahre alt – heran. Den Lakers steht ein weiteres Jahr Mittelmäßigkeit bevor, wie auch dem Stadtrivalen, den LA Clippers. Die haben immerhin ein neues Stadion, das modernste der Welt. Der Intuit Dome kostete zwei Milliarden Dollar, wird von Solarzellen gespeist, enthält 1400 Toiletten und eine 360-Grad-Videoleinwand (3700 Quadratmeter groß) und die lautesten Fans (wird automatisch erfasst) bekommen Rabatt auf Speisen.

■ Champion zu verkaufen

Im Juni reckte Wyc Grousbeck noch Zigarre-paffend den Pokal gen Himmel. Zwei Wochen später verkündete der Chef der Besitzergruppe: Die Boston Celtics sind zu verkaufen, veranschlagter Preis zwischen fünf und sechs Milliarden Dollar. Zufällig kommt der Zeitpunkt nicht. Grousbeck Vater Irving, der den Rekordmeister 2002 für 360 Millionen Dollar kaufte, ist 90 Jahre alt, will sein Vermögen verteilen, braucht dafür liquide Mittel. Außerdem steigen die Gehälter dieses Superteams bald ins Astronomische. In zwei Jahren schon werden sie auf 400 Millionen Dollar jährlich kalkuliert. Auch eine neue Arena braucht es. Warum also nicht vorher auscashen, sein Investment verfünfzehnfachen und all die Sorgen an die neuen Besitzer weitergeben? Interessenten gibt es einige. Ungeachtet aller Spekulationen gehen die Celtics als großer Favorit in die neue Saison.

■ Münchner und Magier

Deutschlands Basketballer kolonialisieren die Orlando Magic. Nach den Wagner-Brüdern Franz und Moritz verpflichtete der Klub aus Florida nun auch noch Tristan da Silva, den Münchner, der in der Stadt von den Traditionsvereinen DJK und Schwabing ausgebildet wurde. Mit 15, 16 spielte der noch Basketball zum Spaß, ehe er sich doch für den Leistungssport entschied und steil nach oben schoß. Die Vielseitigkeit ist sein großer Trumpf. Da Silva stößt zu einem der Geheimfavoriten im Osten, der im Sommer gut nachgerüstet hat und in den Playoffs für manche Überraschung gut sein könnte. Vom Titel sind die Magier aber noch ein paar Jährchen entfernt.

■ Capture the Flagg

Sie feiern ihn schon wie einen Basketball-Messias. Cooper Flagg heißt der Mann, 17 Jahre jung, 2,06 Meter lang und das größte amerikanische Talent der letzten zehn Jahre. Er ist der große Preis für die größten Verlierer der Saison. Denn am Ende des Jahres, im Juni, dürfen die schlechtesten Klubs stets die besten Jungstars auswählen. Entsprechend schnell wird unter den abgeschlagenen Vereinen das große Verlieren beginnen, um die Chancen zu erhöhen. Locker ein Viertel der Liga, davon kann man ausgehen, macht mit. Auch Dennis Schröder und seine absichtlich herunter gewirtschafteten Brooklyn Nets werden davon betroffen sein. Was tut man nicht alles für das größte Talent seiner Generation.
ANDREAS MAYR

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