Titelmagnet Flick

von Redaktion

Hainer wünscht „viel Erfolg – nur nicht gegen Bayern“

Ein Kümmerer: Flick mit Lewandowski. © IMAGO

Voll dabei: Flick als Barca-Trainer. © IMAGO

Fingerzeig: Flick hat bei den Bayern um Hainer und Rummenigge nach wie vor ein Stein im Brett. Nur heute Abend nicht. © Imago

München – Wenn Herbert Hainer und Hansi Flick auf gemeinsame Zeiten angesprochen werden, erinnern sie sich unabhängig voneinander an diese Tage im November 2019. Für beide Herren war die Zeit eine besondere, denn keine zwei Wochen nachdem Flick vom Co-Trainer des entlassenen Niko Kovac zum Chefcoach des FC Bayern befördert wurde, wählten die Mitglieder Hainer zum Präsidenten des deutschen Rekordmeisters. Ein Verein im Umbruch, und da war es doch gut, dass die wichtigsten Prinzipien schnell geklärt wurden. In einem kleinen Vier-Augen-Gespräch – das im Rückblick betrachtet große Wirkung gezeigt hat.

„Ich weiß noch, wie ich zum Präsidenten des FC Bayern gewählt wurde und zu Hansi Flick gesagt habe, er solle bitte alles geben, damit wir in meinem ersten Amtsjahr nach damals sieben Deutschen Meisterschaften in Serie nicht erstmals den Titel verpassen“, erzählt Hainer heute, also knapp fünf Jahre später, gegenüber unserer Zeitung. Flick konnte freilich nichts versprechen, aber es war nur logisch, dass auch er an Pokalen gemessen werden würde. Man sieht ein Lächeln über Hainers Gesicht huschen, als er die Anekdote ausführt: „Das hat dann super geklappt – und dann war Hansi so im Schwung, dass er gleich noch ein paar Trophäen mehr zusammengesammelt hat.“ Ein paar ist untertrieben, es waren sieben an der Zahl. Seitdem ist „Hansi“, wie sie in München immer noch gerne sagen, eine Legende in jenem Club, den er an diesem Mittwoch (21 Uhr) im Champions-League-Ligaspiel mit seinem neuen Arbeitgeber FC Barcelona ärgern will.

Natürlich, in der Zwischenzeit ist hüben wie drüben viel passiert. Flicks Weg nach Spanien führte über das nicht ganz geräuschlose Aus an der Säbener Straße, ein wenig erfolgreiches Engagement als Bundestrainer (Stichwort: Graugänse) und ein Fast-Comeback in München. Und die Bayern sehnen sich nach unruhigen Jahren unter Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel so intensiv wie nie danach, dass unter Vincent Kompany wieder Flick-Zeiten herrschen. Wenn man sich heute Abend im Olympiastadion von Barcelona begegnet, werden die Hände freundlich geschüttelt und die Schultern fest geklopft werden. Die kleinen und großen Randgeschichten ändern aber nichts daran, dass niemand etwas zu verschenken hat. „Wir werden bereit sein“, ließ Flick verlauten – und mit Blick auf seine ersten Wochen in Barcelona darf man ihm das ruhig abkaufen.

Das 5:1 in der Generalprobe gegen den FC Sevilla sprach eine deutliche Sprache, ergebnistechnisch wie fußballerisch. Denn tatsächlich ist Flick bei Barca in Windeseile gelungen, was ihm womöglich nicht jeder zugetraut hat. „Einen hervorragenden Job“ attestiert Hainer dem 59-Jährigen, auch Spaniens Presse lässt ihn nach neun Siegen in zehn Liga-Spielen längst hochjubeln. Die „Flick-Methode“, der„Chumba Chumba“-Fußball kommt an, bei den Bossen, den Fans und den Spielern. Schon jetzt werden Vergleiche zwischen Flicks Sturm-Trio um Robert Lewandowski, Lamine Yamal und Raphinha mit dem legendären Dreigestirn Lionel Messi, Neymar und Luis Suarez gezogen. Was würde da als nächstes Statement besser passen als ein Sieg gegen die Bayern?

Flick nimmt diese Aufgabe an, wenngleich sie größer kaum sein konnte. Denn zusätzlich zum emotionalen Charakter kommt die Bilanz, die seit dem 2:8 im Champions-League-Finalturnier von Lissabon 2021 (an der Seitenlinie: Flick) vier Barca-Pleiten ausweist. Die Bayern sind eine Art Angstgegner der Katalanen, Flick – laut Hainer „immer ein wichtiger Trainer in der Geschichte des FC Bayern“ – kann mit einem Sieg also gleich doppelt gewinnen. Vielleicht gibt er sich deshalb so cool, und überhört Hainer Schlusssätze lieber. Sie lauten: „Wir wünschen ihm auch für die Zukunft viel Erfolg – nur nicht, wenn es gegen den FC Bayern geht.“
HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER

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