Dortmunds bitterer System-Crash

von Redaktion

Sahin-Wechsel leiten 2:5 des BVB ein

Geknickt: Dortmunds Spieler nach der Niederlage im Bernabeu. © David Canales/dpa

Steht in der Kritik: Nuri Sahin. © Pierre-philippe Marcou/AFP

Nicht mehr zu bremsen: Vinicius Junior besiegte Dortmund in der zweiten Halbzeit fast im Alleingang. © AFP

Madrid – Die plagende Gewissheit, falsche Entscheidungen getroffen zu haben, begleitete Nuri Sahin auf dem Flug von Spanien zurück in die Heimat. Über den Wolken konnte der Trainer von Borussia Dortmund über die Gründe für den jähen Zusammenbruch bei Real Madrid grübeln. Fünf Gegentore in einer halben Stunde hatten den BVB beim 2:5 (2:0) beim Titelverteidiger schwer getroffen, und Sahin musste einräumen, dass er sich verkalkuliert hatte.

Sein Plan in der zweiten Halbzeit sei „nicht aufgegangen, das ist mein Fehler“, hatte Sahin im an einen Kinosaal erinnernden Pressekonferenzraum im Bernabeu gesagt. Mit seinen Wechseln wollte er für eine „Absicherung“ sorgen, damit „Rodrygo und vor allem Vini nicht so leicht in Eins-gegen-Eins-Duelle kommen“. Doch genau das Gegenteil trat ein, und der brillante Vinicius Junior nutzte seine Freiheiten zu drei Toren (62., 86., 90.+3).

„Die zweite Halbzeit ist extrem bitter. Wir haben sehr, sehr schlecht verteidigt, dazu kommt die individuelle Klasse von Real“, sagte Sahin, der auf der Pressekonferenz sogar von spanischen Journalisten gefragt wurde, was ihn denn dazu bewogen hatte, sein System auf eine defensive Dreierkette umzustellen und den bis dahin sehr auffälligen Flügelstürmer Jamie Gittens durch Waldemar Anton zu ersetzen. Dadurch entglitt dem BVB das Spiel.

Er müsse sich auf der Pressekonferenz nicht erklären, sagte Sahin, um es zähneknirschend dann doch zu machen. Die Dreierkette sei „kein defensives System, wenn wir es so spielen, wie wir es wollen“. Das gelang dem BVB nicht.

Die Partie zeigte auch die Schwächen schonungslos auf. Der erste Gegentreffer durch Antonio Rüdiger (60.) wirkte wie ein Schock, die Sicherheit, die der BVB durch die Tore von Donyell Malen (30.) und Gittens (34.) erlangt hatte, war schlagartig verloren. Lucas Vazquez (83.) schoss Real spät in Führung – dann folgte Vinicius‘ Gala.

„Es fühlt sich k… an. Wir haben am Ende viel zu viel Platz gelassen und zu einfache Tore zugelassen. Das geht auf jeden Fall nicht, das müssen wir ganz klar besser machen“, forderte der bemitleidenswerte Torhüter Gregor Kobel.

Offensivspieler Julian Brandt forderte, „die guten Dinge mitzunehmen und die schlechten möglichst in Madrid zu lassen“. Und auch Sportdirektor Sebastian Kehl hoffte, dass der BVB die Niederlage rasch abschüttelt. „Ab diesem Moment ist das Spiel abgehakt“, sagte er.

Nun richte sich der Fokus aufs Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim FC Augsburg. „Das ist das nächste wichtige Spiel und womöglich noch wichtiger als das, was hier passiert ist“, betonte Kehl.

Dem stimmte Sahin zu. „Es muss weitergehen“, sagte er und berief sich abermals auf die gute erste Halbzeit im Bernabeu: „Wenn wir gegen Real Madrid so spielen können, dann müssen wir es gegen jeden tun, und das muss unser Maßstab sein.“
SID

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