FORMEL 1

„Verdammt, ich gehe nicht!“

von Redaktion

Red-Bull-Pilot Perez kämpft gegen Rauswurf

Red-Bull-Boss Dr Helmut Marko. © Thompson/AFP

Noch sind sie Kollegen: Max Verstappen und Sergio Perez in Austin. © Tilton/AFP

Austin/Mexiko Stadt – Jedes Jahr im Herbst wird in Mexiko die orangene Totenblume Cempasuchil in Mexiko-Stadt gepflanzt. Dann stehen zwei große Feiern bevor: Am Dia de los Muertos, dem Tag der Toten, wird das Andenken an die Verstorbenen bunt, schaurig und laut hochgehalten. Und seit zehn Jahren bricht zum Gastspiel der Formel 1 in der 22-Millionen-Metropole das Checo-Fieber aus. In diesem Jahr könnte für Sergio „Checo“ Perez das letzte Stündlein schlagen.

Im Fahrerlager von Austin kursierten am Wochenende schon Gerüchte, der 34-Jährige werde bei seinem Heimrennen den Rücktritt erklären. Perez nahm das mit Humor, in den Sozialen Medien postete er einen Ausschnitt aus dem Hollywoodfilm „The Wolf of Wallstreet“, in dem Schauspieler Leonardo DiCaprio brüllt: „I‘m not fucking leaving!“ – von Perez ergänzt mit vielen Lach-Emojis.

Problem für Perez: Selbst wenn es jetzt noch nicht so weit sein sollte und er zumindest öffentliche Rückendeckung von seinen Chefs erhält – am Ende der Saison, die noch fünf Rennen dauert, droht das Aus. Während Red-Bull-Star Max Verstappen mit seinem zweiten Platz in Austin einen weiteren Schritt in Richtung vierter WM-Titel machte, fiel Perez auf dem gleichen Auto ab. Platz sieben und erschreckende 40 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen. Red-Bull-Chefberater Helmut Marko (81) macht im Gespräch mit unserer Zeitung klar: „Perez hat zwar einen Vertrag, aber die Formel 1 ist eine Leistungsgesellschaft. Wenn die Leistung nicht stimmt, nutzen auch Verträge nichts. Am Ende der Saison werden wir uns zusammensetzen und dann entscheiden, wer der beste Teamkollege für Verstappen ist.“

Konkurrenten um den Platz an der Sonne sind die beiden Junioren Yuki Tsunoda (24, Japan) und Liam Lawson (22, Neuseeland) vom Juniorteam Racing Bulls. Lawsons beherzte Aufholjagd vom technisch bedingten letzten Startplatz bis zu dem mit zwei WM-Punkten bedachten neunten Rang sorgte für Hochstimmung. Teamkollege Tsunoda, obwohl von Platz zehn ins Rennen gestartet, wurde nur 14.

Die Lage ist nicht nur für den sechsmaligen GP-Gewinner Ralf Schumacher klar. „Ich meine es nicht persönlich, aber die Zeit von Sergio Perez ist meiner Meinung nach vorbei. Lawson hat bewiesen, zu was er fähig ist. Wenn er so weitermacht, führt kein Weg an ihm vorbei“, sagt der Sky-Experte unserer Zeitung.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner strahlte über beide Ohren, als man ihn nach Lawson befragte. „Liam ist wie ein Veteran gefahren. Er ist ein großartiger Rennfahrer.“ Der Neuseeländer hatte Daniel Ricciardo ersetzt, der nach dem GP von Singapur gefeuert wurde. Stichwort: Leistungsgesellschaft.
RALF BACH

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