Neuanfang in Wembley

von Redaktion

DFB-Frauen: Gwinn Kapitänin

London – Je näher seine Premiere in der legendären Kathedrale des Fußballs rückte, desto mehr packte Christian Wück das Kribbeln. „Die Vorfreude steigt, es wird ein ganz besonderes Spiel“, sagte der 51-Jährige und geriet vor seinem Einstand als Bundestrainer des umgekrempelten DFB-Teams ins Schwärmen: „Man spielt nicht so oft in Wembley – allein diese beiden Namen, England gegen Deutschland!“

Dass die Begehung des heiligen Wembley-Rasens dem Verkehr zum Opfer fiel, sollte die Lust auf das Highlight vor mehr als 50000 Fans nicht schmälern. Nach der „Heimkehr“ (Giulia Gwinn) in das EM-Basecamp von 2022 in Brentford schworen sich die Olympia-Dritten ein – auf ein heißes Duell am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in der Neuauflage des EURO-Finales vor zwei Jahren. Bei eben diesem letzten Auftritt in Wembley verlor die DFB-Auswahl gegen die Gastgeberinnen mit 1:2 nach Verlängerung.

Der Blick in die Vergangenheit untermalt den Umbruch der Gegenwart: Nur acht Spielerinnen aus Wücks Kader mischten an jenem tränenreichen Sommerabend schon mit. Die langjährige Kapitänin Alexandra Popp, Torhüterin Merle Frohms sowie Abwehrchefin Marina Hegering erklärten jüngst ihre Rücktritte und sind in England nicht mehr dabei. Acht Monate vor der EM-Titeljagd in der Schweiz (2. bis 27. Juli 2025) ist die Mission Neuanfang im vollen Gange. Gleich am Dienstag (18.10 Uhr/ZDF) folgt gegen Australien der nächste Prüfstein, wenn Popp in Duisburg ihr Abschiedsspiel bestreitet.

Gwinn wird die DFB-Elf als Kapitänin in London aufs Feld führen. „Es sind hier viele positive Gefühle dabei, Wembley spricht für sich. Das Finale ist sehr in Erinnerung geblieben“, sagte die Außenverteidigerin vom Meister FC Bayern nach den ersten „angenehmen und kommunikativen“ Tagen unter Wück. Auch sie weiß aber: Besonders in der ausgedünnten Defensive wartet eine Herkulesaufgabe. Abräumerin Lena Oberdorf und Bibiane Schulze Solano fallen nach Kreuzbandrissen lange aus, Kathrin Hendrich pausiert nach einer Verletzung. Also müssen wohl Janina Minge oder Sjoeke Nüsken in der Innenverteidigung einspringen.

Und dann die Frage: Wer soll in der Nach-Popp-Ära eigentlich die Tore schießen? Nach den Absagen von Lea Schüller und Laura Freigang könnte Debütantin Giovanna Hoffmann (26) von RB Leipzig laut Wück die Antwort sein. Die Mittelstürmerin steht nach je drei Toren und Vorlagen in der Bundesliga vor ihrem Debüt im DFB-Team. Auch die Hoffenheimerin Selina Cerci darf auf Einsatzzeit hoffen. Im Tor setzt Wück auf Olympiahelden Ann-Kathrin Berger.
SID

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