Ex-Sprinterin: Stadtwerke-Geschäftsführerin Riedl. © imago
War Zehnkämpfer: Stadtwerke-Präsident Nimah. © imago
Gutachten zu den Tücken des Zwei-Runden-Kurses: Veranstalter Weigl, Rechtsanwalt Schmid vor einer Woche. © Hangen
München – Wer den München Marathon 2025 ausrichten darf, ist immer noch nicht geklärt. Jacob Minah, der Präsident der LG Stadtwerke, und seine Munich Athletic GmbH, haben eine Unterlassungsverfügung vom langjährigen bisherigen Veranstalter Gernot Weigl (München Marathon GmbH) bekommen, wonach nicht mehr behauptet werden darf, das Kreisverwaltungsreferat habe Minah „eine mündliche Zusage“ gegeben. Es sei lediglich „eine mündliche Absichtserklärung“. Das KVR halte Minahs Konzept unter drei eingereichten für das beste.
Knapp eine Woche nach Gernot Weigls erfolgreicher Marathonveranstaltung (mit 28000 Teilnehmenden, einer Rekordzahl inklusive der Rahmenwettbewerbe) sind die konkurrierenden Stadtwerke-Leute in einer Pressekonferenz in die Offensive gegangen. Was bei ihnen anders werden soll: Zwei Halbmarathon- statt einer großen Runde, Zieleinlauf in der Olympiahalle. Der Englische Garten wird einen viel größeren Anteil einnehmen als beim traditionsreichen Kurs, es gibt keinen Marienplatz mehr, keinen Viktualienmarkt, kein Gärtnerplatz-, kein Museumsviertel – dafür entfällt der Münchner Osten, über den Stadtwerke-Geschäftsführerin Julia Riedl, eine ehemalige Sprinterin, sagt: „Da mussten die Läufer die Zuschauer anfeuern.“ Man will „Cheering-Zonen“ einrichten und eine Steigerung der Teilnehmerzahlen erreichen, weil: Laufsportboom. Minah, Ex-8000-Punkte-Zehnkämpfer: „Wir haben auch schon einen Hauptsponsor.“ Das Motiv der LG Stadtwerke, den Marathon übernehmen zu wollen: Es geht um Einnahmen für den „dritterfolgreichsten Leichtathletikverein Deutschlands und seine 800 Wettkampfathleten“ (Minah), Sponsoren würden sich nämlich zurückhalten.
Die Idee, alte und neue Organisatoren könnten sich zusammentun, hat sich zerschlagen, die Fronten sind verhärtet. Weigl (71) hat zwei externe Gutachten, unter anderem von der Universität Manchester, vorgelegt, nach denen es auf einer Zwei-Runden-Strecke zu Staus bei Überholvorgängen komme, die Minah-Crew stellt eine Auswertung auf Datengrundlage des 2024er-Marathons entgegen: Das betreffe nur einen Bruchteil des Feldes, und man habe breite Straßen (“Im Englischen Garten sechs Meter“, so Minahs erstaunliche Wahrnehmung des Wegenetzes in Münchens grüner Lunge). Am 15. Oktober hat Gernot Weigl auf der Plattform „Open Petition“ eine ans KVR gerichtete Petition eingestellt, die nach gut einer Woche von fast 10000 Menschen unterzeichnet wurde. Über 3600 User haben sogar einen Kommentar dazugeschrieben. „Habe ich nicht gelesen“, sagt Jacob Minah, sieht in der Petition aber „Meinungsmache. Und sie müsste nicht ,Rettet den München Marathon‘ heißen, sondern ,Rettet Gernot Weigl‘.“
Startzeit 11 Uhr sorgt für Verwunderung
Über Weigl wurde in Abwesenheit viel Schmutz ausgekübelt. Weigl betreibe „ein verstricktes Konstrukt“, seine Runabout-Sportmarketing GmbH habe 2,5 Millionen Euro Eigenkapital angehäuft. Minah mutmaßt, Weigl wolle „den 2,5 Millionen noch ein paar Nullen hinzufügen“.
Gernot Weigl wundert sich auf Anfrage unserer Zeitung über den Stil, auf einer Pressekonferenz über den Mitbewerber zu reden und erklärt: „Die Zahl stimmt nicht.“ Den Neuerungsplänen der Stadtwerke – Marathonstart um 11 statt 9 Uhr und Einlauf in der Olympiahalle – gibt er aufgrund der Verkehrsvorgaben seitens des KVR und des Brandschutzes keine Chance. „Das wird nicht genehmigt.“ Er kennt die Restriktionen schließlich seit 25 Jahren.
GÜNTER KLEIN