Bayern-Macher unter sich: Sportvorstand Eberl (li.) und Ehrenpräsident Hoeneß. © Imago
München – Max Eberl ist im Besitz der A-Trainerlizenz des DFB. Das berechtigte den Sportvorstand zumindest inhaltlich, einen Reporter nach der 1:4-Blamage gegen Barcelona in der Champions League wie folgt anzublaffen: „Mach‘ nen Trainerschein!“ Interne und externe Beobachter fühlten sich bei dieser Szene an Uli Hoeneß erinnert, der sich regelmäßig schützend vor seine Mannschaft stellte. Der Bayern-Patron war der Inbegriff der Abteilung Attacke. Aber wie viel Hoeneß steckt eigentlich in Eberl?
Arbeitsmoral: Hoeneß lebte 24/7 für seinen FC Bayern und verbrachte entsprechend viel Zeit in seinem Büro an der Säbener Straße. Für ihn waren fast alle Themen rund um den Rekordmeister Chefsache. Der Ehrenpräsident ist kein großer Fan von Homeoffice-Tagen, das machte er beim internen Führungskräfteseminar vor zwei Wochen deutlich. Sein Credo: „Die Arbeit muss gemacht werden.“ Unabhängig davon, ob er damit eine Drei-, Vier- oder Fünf-Tage-Woche hat. Eberl ist die Work-Life-Balance wichtig. Das hat freilich auch mit seiner mittlerweile überstandenen Burn-out-Erkrankung zu tun. „Fußball ist mir immer noch sehr wichtig, aber nicht mehr wichtiger als meine Gesundheit und mein privater und seelischer Frieden“, erklärte er jüngst. Um nicht mit jeder „Kleinigkeit“ belästigt zu werden, hat Eberl in München vorgesorgt: Bastian Wernscheid nimmt als „Referent Sport“ und rechte Hand des Sportchefs viele Telefonate entgegen und sortiert Themen vor. Außerdem teilt er sich mit Sportdirektor Christophf Freund gewisse Aufgaben, wie beispielsweise die Medientermine vor oder nach Spielen. Übrigens: Innerhalb des Clubs getuschelt, dass Freund im Vergleich mehr Büro-Stunden sammelt.
Aufgabengebiet: Als Sportvorstand unterstehen Eberl vier Direktionen: Sport, Lizenzspielermannschaft, Nachwuchsentwicklung & Campus/Globales Netzwerk und Frauenfußball. Der 51-Jährige kann sich also komplett auf den Sport konzentrieren und hat in seinem Aufgabengebiet schon einige Dinge angestoßen. Erst kürzlich wurde die Scouting-Abteilung umgebaut. Hoeneß hatte zu seiner Zeit deutlich mehr Verantwortung: Er entschuldete (bei Amtsantritt sieben Millionen D-Mark) den Verein, trieb Sponsoren auf und galt als Visionär, wie beispielsweise beim Ausbau der Merchandising-Abteilung oder dem Bau der Allianz Arena. Parallel tütete er auch spektakuläre Transfers ein, wie die Verpflichtung von Star-Trainer Pep Guardiola oder Ausnahmespieler wie Franck Ribéry und Arjen Robben.
Verhandlungsgeschick: Obwohl Hoeneß vor allem in seiner Anfangszeit als knallharter Verhandlungspartner galt, bewies er stets Handschlagqualität. Heißt: Mündliche Vereinbarungen galten stets ohne Vertrag. Die Art und Weise, wie Eberl Verhandlungen führt, wird von einigen Branchen-Insidern kritisch gesehen. Der Vorwurf: Zwar gilt Eberl grundsätzlich als umgänglicher Typ, aber auf das Wort des Bayern-Sportchefs könne man sich nicht immer zu 100 Prozent verlassen. Beispiel: Nach unseren Informationen waren sich der Sportchef und das Management von Alphonso Davies schon weitgehend über einen neuen Vertrag einig. Allerdings musste Eberl im letzten Moment einen Rückzieher machen, weil der besser dotierte Kontrakt nicht beim Aufsichtsrat durchging. Bleibt die Frage, wieso er das nicht vorher abgeklärt hatte? Erst diese Woche berichtete die „Sport Bild“, dass es im Mai einen mündlichen Austausch über eine Zusammenarbeit mit Hansi Flick für eine Saison gegeben haben soll. Doch Eberl entschied sich im letztem Moment für Vincent Kompany.
M. BONKE, P. KESSLER