Coach Gordie Herbert © Peter Kneffel/dpa
Nicht zu bremsen: Carsen Edwards (Mitte) ist der EL-Topscorer. © IMAGO
München – Natürlich blieb auch dieser letzte Schritt Carsen Edwards vorbehalten. Elf Sekunden vor der Schlusssirene trat der US-Boy an die Freiwurflinie. Und natürlich versenkte er auch die letzten beiden Würfe dieses Abends. Seine Punkte 29 und 30, mit denen der 26-Jährige den Basketballern des FC Bayern ein weiteres, nicht unbedingt einkalkuliertes Erfolgserlebnis bescherte. Am Ende stand ein 84:80 über Olympiakos Piräus.
Sieg Nummer drei in der noch jungen Euroleague-Saison, bislang ist der neue SAP-Garden eine, auch für die Größten des Kontinents nicht einzunehmende Festung. Und das ist schon eine ordentliche Errungenschaft zu Beginn einer Spielzeit, in der so mancher angesichts der Wucht des Startprogramms leise einen 1:4-Auftakt befürchtet hatte.
Und doch bleibt die drängende Frage dieser ersten Saisontage: Wie teuer werden Erfolgserlebnisse wie gegen Piräus? In Abwesenheit von Vladimir Lucic (Oberschenkel) und Weltmeister Niels Giffey (Hand) liegt reichlich Gewicht auf den ersten sechs Akteuren der Rotation. Alleine Edwards sammelte gegen die Griechen fast 36 Minuten an. „Hätten Sie ihn ausgewechselt?“, fragte Trainer Gordon Herbert mit Blick auf den zweiten Durchgang, in dem der kleine Guard alleine 24 Punkte einsammelte. Und damit schon acht Zähler mehr als Olympiakos`3,7-Millionen-Mann Sasha Vezenkov in der ganzen Partie. Nach fünf Spielen ist Edwards sogar Topscorer der ganzen Euroleague. Gästetrainer Giorgios Bartzokas überrascht das nicht. „Er ist als Spieler sehr gereift“, sagte er.
Aber die Saison nimmt gerade erst Fahrt auf. Schon am Sonntag, ganze 40 Stunden nach dem Euroleague-Spektakel, waren die Bayern wieder in der heimischen Bundesliga gegen Würzburg gefragt. Heraus kam ein heiß erkämpftes 70:69. Es folgt eine weitere Doppelwoche mit Trips nach Bologna und Lyon, an deren Ende der Auftritt in Braunschweig steht. Nick Weiler-Babb, ein weiterer Unermüdlicher dieser ersten Saisontage, stört es im Moment noch wenig. „Körperlich ist es bis jetzt kein Problem“, sagte er, „wenn du gewinnst, fühlst du dich gut.“
Auch sein Trainer will sich mit dem dichten Programm fürs Erste lieber nicht befassen. „Zuletzt war unsere Rotation ein bisschen klein“, sagte Gordon Herbert, „aber das war jetzt Piräus. Die nächsten Spiele stehen auf einem anderen Blatt. Vielleicht wird unsere Bank etwas länger. “
PATRICK REICHELT