Da freut sich einer über sein trickreiches Tor: Chris DeSousa (r.) gleitet übers Eis. © Eibner-PresseFoto
München – Die Deutsche Meisterschaft ist immer die Zielsetzung beim EHC München. Bis zur Titelvergabe im April 2025 ist es noch lange hin, doch zumindest führt der EHC in der Zwischenwertung zur Oberbayerischen Meisterschaft. Er gewann das erste von vier Derbys gegen den ERC Ingolstadt mit 5:1 (0:1, 3:0, 2:0).
10769, die magische Zahl. Sie wurde zum zweiten Mal erreicht, nach dem Eröffnungsspiel gegen Wolfsburg war der SAP Garden im Regelbetrieb der DEL mal wieder ausverkauft. Das Kalkül des EHC Red Bull München ist, dass die Neubesucher, die die Neugierde auf das Bauwerk anzieht, wiederkommen, wenn sie den Sport erst einmal entdeckt haben.
Am Sonntagnachmittag konnten die Frischlinge einiges erfahren über die schnellste Mannschaftssportart der Welt. Nämlich: Die Action definiert sich nicht nur über die Tore, es gibt Phasen im Spiel, in denen es binnen einer Minute mehrmals an beiden Seiten des Feldes brennt, aber der Puck nicht im Netz einschlägt, obwohl der Weg dorthin frei zu sein scheint. Und dann ist die Scheibe plötzlich drin und alle angreifenden Spieler werfen die Hände in die Höhe, weil ein Treffer gelungen ist, ohne dass er einer nennenswerten Chance entsprungen wäre. Das Spiel zwischen München und Ingolstadt bot einige Verrücktheiten.
Im ersten Drittel beeindruckte der gastierende Tabellenzweite mit seiner Struktur, die auch nicht verloren ging, als ERCI-Akteure mit Strafen vom Eis mussten. Die Schanzer schafften es dennoch, in Führung zu gingen, Nationalspieler Wojciech Stachowiak legte für Alex Breton auf (18.). Der traf den Puck nicht richtig, doch dadurch wurde der Schuss unberechenbar. Die spektakulärste Szene hatte der Ingolstädter Riley Sheen mit einem Solo, bei dem er den Schläger mit einer Hand führte, als wäre man in den 80er-Jahren und Erich Kühnhackl noch aktiv. Der Pfosten stand letztlich einem Erfolg im Wege.
Im zweiten Drittel entwickelte sich ein wildes Hin und Her, bei dem kurioserweise das Ingolstädter 1:0 lange hielt. Auf Münchner Seite musste Markus Eisenschmid einen harten, aber korrekten Check des ERCI-Abwehrbergs Morgan Ellis einstecken – und tief durchatmen. Der EHC kam aber immer mehr in den Kampfmodus, baute Druck auf, fand bessere Schusspositionen und erlebte durch den ersten Saisontreffer von Les Lancaster den erlösenden 1:1-Moment (30.). München konnte das Spiel schließlich binnen 14 Sekunden drehen (35./36.). Chris DeSousa erzielte ein sogenanntes dreckiges Tor, er schoss von hinterm Kasten an die Beinschiene des gegnerischen Keepers Williams, und Verteidiger Jakob Weber legte das 3:1 nach, als Ingolstadt sich noch sammelte. Auch zu seiner eigenen Überraschung („Ich habe die Scheibe einfach aufs Tor gebracht“) schlug der Schlenzer von der blauen Linie ein.
Vollends herausgespielt war aber das 4:1 für München. Vorarbeit Andi Eder, Vollendung Maxi Kastner. Kurz zuvor hatte Taro Hirose die Latte angeklingelt. Ingolstadt ließ es dann auch ausklingen, Yasin Ehliz brachte auch noch einen Schuss im Netz unter (59.). Zum 5:1. Ein zu deutliches Resultat, aber an der Verdientheit des Münchner Sieges gab es keinen Zweifel. Die Halle hüpfte – bis auf den starken Ingolstädter Block. Ein klassischer Derby-Tag.
GÜNTER KLEIN