ZUM TAGE

Königsblauäugiger BVB

von Redaktion

Um eine Analyse stets gedrückt

Die Saison ist mit acht Spieltagen immer noch blutig jung, doch schon in ihrer frühen Phase lässt sich sagen: Borussia Dortmund wird auch diesmal nicht Deutscher Meister, die Stadt muss für Mai 2025 keine Sperrungen am Borsigplatz planen. Sieben Punkte ist der BVB bereits von der Spitze weg, er hat drei Niederlagen kassiert, und nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre ist das schon ein Maximum, das man sich erlauben darf, um um den Titel mitzuspielen. Schwer vorstellbar aber, dass Dortmund die kommenden 24 Spieltage ungeschlagen bleibt oder die Konkurrenz wegputzt wie zuletzt in der Rückrunde der Saison 2011/12.

Das erschütternde Erlebnis der abgelaufenen Woche war nicht das 2:5 bei Real Madrid, das kann passieren, und wie die Mannschaft zu einer 2:0-Führung in Bernabeu kam, das hat ja auch ihre gute Seite gezeigt. Verheerender war das 1:2 in Augsburg, bei einem angeschlagenen Bundesliga-bestenfalls-Mittelklasse-Club. Weggeschossen wurden die Schwarz-Gelben von einem Augsburger Startelf-Debütanten, der bislang ein unscheinbares Dasein in der französischen Liga geführt hatte und ablösefrei gekommen war. Die Dortmunder haben – und das kann man im Kontext mit ihrem neuen Sponsor Rheinmetall ja auch sagen – massiv aufgerüstet. Doch Serhou Guirassy wirkt nicht so wie in Stuttgart, Maximilian Beier nicht ansatzweise so wie bei der TSG Hoffenheim, Pascal Groß ist nicht der Jahrhundertstratege. Die ganze Skepsis, die dem neuen BVB-Kader entgegengebracht wurde, bestätigt sich gerade – ebenso die den Trainer betreffend. Auf den Immer-noch-Berufsanfänger Nuri Sahin Jürgen-Klopp-Träume zu projizieren, weil er eine Spielergeschichte beim BVB hatte, ist halt blauäugig. Königsblauäugig. Dass Missmanagement in Dortmund ist natürlich bei Weitem nicht so ausgeprägt wie beim abgestürzten Rivalen Schalke, doch auch der BVB ist dabei, die Sphären zu verlassen, in denen er sich beheimatet fühlte. Doch er hat nicht mehr nur die Bayern vor sich, sondern auch Leverkusen, Leipzig. Und die Teams in Stuttgart, Frankfurt und Freiburg erscheinen strukturierter, sie spielen spektakulärer.

Eine Fast-Meisterschaft 2023 (dank schwächelndem FC Bayern) und der glückliche Einzug ins Champions-League-Finale 2024 haben wohl dazu verleitet, sich um eine ehrliche Analyse zu drücken. Als der BVB noch geniale Verpflichtungen tätigte wie die der heranwachsenden Weltstars Erling Haaland und Jude Bellingham, hätte er Deutscher Meister werden können. Das hat er verpasst. Guenter.Klein@ovb.net

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