Immerhin, am Schiedsrichter hat es diesmal nicht gelegen. Die 1:5-Klatsche der Löwen bei Aufsteiger Cottbus ist ohne Einfluss von außen zustande gekommen – ohne fragwürdige Pfiffe, die 1860-Sportchef Christian Werner zuletzt beklagt hatte. Pfiffe von den Rängen – die gab es allerdings. Der angestaute Frust muss schließlich raus. Mehr als 1000 Fans hatten die Reise in die Lausitz mitgemacht. Beachtlich für einen Tabellen-14. der 3. Liga. Auf der langen Heimfahrt war dann viel Zeit für trübe Gedanken. Es dürfte aber auch sehr viele hitzige Diskussionen gegeben haben. So komisch es klingt bei einem Ergebnis, das es für den TSV 1860 in der 3. Liga erst einmal zuvor gegeben hat – in der Bewertung konnte man am Sonntag durchaus geteilter Meinung gewesen sein. Hat sich das Team hängen lassen? Dagegen spricht die erste Halbzeit, in der Cottbus-Trainer Wollitz das beste Gegnerteam gesehen hat, das in dieser Saison im Stadion der Freundschaft vorgespielt hat. Stagniert die Entwicklung des Teams? Nein. Hinten ist nun auch der Rest an Absicherung verloren gegangen (neun Gegentore in drei Spielen), nach vorne gibt es jedoch Fortschritte, die sogar messbar sind: 11:4 Torschüsse für 1860 zur Pause, dazu eine optische Überlegenheit, die anfangs zu einem ansehnlichem Angriffsfußball führte. Weniger zwiegespalten dürfte der Anhang jedoch in der Bewertung des Trainers sein. Tenor seit Sonntag, in den Fanbussen, den Internetforen, an den Stammtischen: Giannikis muss weg, und zwar schnell! Selten hat es ein Trainer den Fans so schwergemacht. Auf der einen Seite ist der fränkische Grieche freundlich und nett – ein besonnener Mann mit gutem Benehmen. Anders als einige seiner Vorgänger ist er weder ein Grantler noch ein Selbstdarsteller oder Choleriker. Auf der anderen Seite ist sein Wirken bei 1860 so wenig von Erfolg gekrönt, dass sich kaum noch Argumente für ihn finden lassen. Giannikis hat den schlechtesten Punkteschnitt aller Drittligatrainer der Löwen (1,29), sein im Sommer umgekrempeltes Team stellt die zweitschlechteste Heimmannschaft, bekommt die zweitmeisten Gegentore und weckt Zweifel daran, trotz des Zwischenhochs Ende September noch die Kurve zu bekommen. Giannikis scheint mit seinem Latein am Ende zu sein. Und trotzdem: Er darf weitermachen – weil es Sportchef Werner unfair fände, den Trainer alleine für die sportliche Misere verantwortlich zu machen. Dass Gerüchte über ein neues Finanzloch die Runde machen, passt ins traurige Bild, das 1860 gerade abgibt. Die Saison wird kompliziert bleiben – zumindest darüber dürfte es keine zwei Meinungen geben.