Verstappen (vorne) drängte Norris am Sonntag zwei Mal von der Strecke. © IMAGO
„Er ist einen Schritt zu weit gegangen“: Lando Norris kritisierte Max Verstappen. © IMAGO
Mexiko-Stadt – Nach dem gefährlichen Gerangel auf der Strecke zeigte Lando Norris seinem Rivalen Max Verstappen verbal die Grenzen auf. Die Geduld beim WM-Herausforderer der Formel 1 war nach Verstappens Knallhart-Manövern von Mexiko aufgebraucht. „Max weiß, wie man fährt. Und er weiß, dass er völlig über dem Limit gefahren ist. Er ist einen Schritt zu weit gegangen“, sagte Norris.
Beim turbulenten Großen Preis von Mexiko hatte das hitzige WM-Duell – nur eine Woche nach der Kontroverse von Austin – die nächste Eskalationsstufe erreicht. Zwei Mal drängte der Titelverteidiger Verstappen seinen britischen Rivalen am Sonntag in der zehnten Runde von der Strecke. Zwei Mal griff die Jury knallhart durch – je zehn Strafsekunden kosteten Verstappen, der als Sechster Schadensbegrenzung betrieb, das Rennen und wichtige Punkte im Titelkampf der Königsklasse. Vier WM-Läufe vor dem Saisonende schrumpfte das Polster auf 47 Zähler.
Der Kampf um die WM-Krone hat sich nach der Herbstpause zugespitzt – auf und neben der Strecke. Verstappen und Norris duellierten sich in Austin und Mexiko mit teils (über)harten Bandagen, auf der Führungsebene geht es um Deutungshoheit und die Auslegung von Regeln.
McLaren hatte schon am Freitag in Mexiko eine Überprüfung von Norris‘ Fünf-Sekunden-Strafe von Texas lanciert. Der Antrag wurde wie erwartet abgeschmettert. Dass Verstappen nun deutlich härter sanktioniert wurde, sorgte bei Red Bull für Unverständnis. „Die Strafen waren sehr, sehr hart. Ich glaube, das war eine Überreaktion auf das, was in Austin passiert ist“, sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky.
Teamchef Christian Horner regte im Fahrerlager von Mexiko-Stadt eine Grundsatzdebatte über die Spielregeln beim Überholen an. Es bestehe die Gefahr, dass diese auf den Kopf gestellt würden. Es werde nur noch versucht, die Nase über den Scheitelpunkt zu bringen, um dann am Ausgang Platz zu beanspruchen, sagte Horner und meinte damit natürlich Norris: „Wenn man auf der Außenseite ist, hat man keinen Vorrang.“ Man müsse Klarheit schaffen, „andernfalls werden wir in den letzten Rennen ein Chaos erleben.“
Allerdings haben Horner und Red Bull noch ganz andere Sorgen. Das eigene Auto ist in der Spitze mit McLaren und den erneut starken Ferrari um Mexiko-Gewinner Carlos Sainz nicht konkurrenzfähig. „Es war leider sehr ernüchternd. Der Unterschied war sehr, sehr krass“, sagte Marko: „So ein Rennen dürfen wir uns nicht mehr leisten.“
Den dreimaligen Champion Verstappen, der zehn Zähler auf den zweitplatzierten Norris verlor, zwang der Leistungsnachteil überhaupt erst zur harten Fahrweise. „Wenn man langsamer ist, kommt man in diese Situationen. Ich gebe nicht so einfach auf“, sagte Verstappen. Die Zeitstrafe sei am Ende ohnehin nebensächlich gewesen, denn: „Auch ohne die Strafe hätten wir überhaupt keine Chance gehabt.“